Vorabdruck aus »Eugenik und andere Übel«

Eugenik und andere Übel

Ein Pamphlet

Gilbert Keith Chesterton (1874–1936) ist hierzulande vor allem für seine Kriminalgeschichten um die Figur des Pater Brown bekannt, hat aber auch zahlreiche satirische und philosophische Erzählungen, Essays und Polemiken geschrieben, die sich durch schneidenden Witz, stilistische Schärfe und eine fast schon skurrile geistige Unabhängigkeit auszeichnen. Zu seinen bekanntesten Prosawerken gehört der 1907 erschienene Roman »The Man Who Was Thursday« (»Der Mann, der Donnerstag war«). Einige seiner wichtigsten Essays sind auf Deutsch bei Eichborn unter dem Titel »Ketzer. Eine Verteidigung der Orthodoxie gegen ihre Verächter« erschienen. Chesterton stammte aus einer protestantischen Familie, konvertierte aber mit 48 Jahren zum Katholizismus. Mit George Bernard Shaw, H. G. Wells, Bertrand Russell und anderen britischen Dichtern und Philosophen verband ihn eine streitlustige Freundschaft bzw. freundliche Feindschaft. Die katholische Orthodoxie prägt alle Schriften Chestertons sowohl in ihren problematischen Zügen, etwa in ihrem mitunter durchschlagenden Antijudaismus, wie auch in ihren fortschrittlichen, zu denen seine dezidierte Ablehnung von Nietzsches Übermenschen-Kult, seine frühe Warnung vor dem Nationalsozialismus und seine unerbitt­liche Kritik an dessen Anschauung vom »lebensunwerten Leben« gehören. In diesem Sinne ist auch seine 1922 als Antwort auf eine britische Gesetzesinitiative für die Einführung eugenischer Krite­rien in der Bevölkerungspolitik erschienene Kampfschrift »Eugenics and Other Evils« zu verstehen. Ein prominenter Anhänger der Eugenik in Großbritannien war neben Chestertons Freund George Bernard Shaw auch der Ökonom John Maynard Keynes. Chestertons Schrift, eine der frühesten Kritiken an der Eugenik überhaupt, erscheint nun bei Suhrkamp in deutscher Übersetzung und ist gerade wegen ihrer keineswegs »linken« Argumentation lehrreich.

Was ist Eugenik?

Aufzuschreien, bevor man geschlagen wird, ist die vernünftigste Sache der Welt. Es hilft nichts, aufzuschreien, nachdem man geschlagen wurde; besonders, wenn es ein tödlicher Schlag ist. Zwar heißt es, dass das Volk zu vorschneller Empörung neigt; doch wie weise Historiker wissen, wurden die meisten Diktaturen nur deshalb möglich, weil die Leute zu spät aufwachten. Oft kommt es entscheidend darauf an, sich einer Tyrannei zu widersetzen, bevor sie da ist. Es ist keine Lösung, mit vager Zuversicht zu versichern, dass die Sache lediglich in der Luft liegt. Ein Axthieb lässt sich nur parieren, solange die Axt noch in der Luft ist.
Es gibt gegenwärtig eine Bewegung, eine Denkschule, die genauso zielstrebig und organisiert ist wie irgendeine jener Gruppierungen, anhand von deren Namen man den Lauf der englischen Geschichte skizzieren könnte. Sie ist eine ebenso handfeste Sache wie die Oxford-Bewegung oder die Puritaner im Langen Parlament oder die Jansenisten oder die Jesuiten. Es ist eine Sache, die sich benennen lässt, die sich diskutieren lässt und die sich immer noch vernichten lässt. Man nennt sie aus Bequemlichkeitsgründen »Eugenik«; und dass man sie vernichten sollte, will ich auf den folgenden Seiten beweisen. Mir ist bekannt, dass verschiedene Leute Verschiedenes unter dem Begriff verstehen; das liegt jedoch allein daran, dass das Böse stets Vorteil aus Vagheiten zieht. Mir ist bekannt, dass angesehene Leute Idealismus und Barmherzigkeit dieser Sache preisen und mit silberzüngiger Rhetorik von reinerer Mutterschaft und glücklicheren Kindern sprechen. Das liegt jedoch allein daran, dass man dem Bösen immer gerne schmeichelt und so auch die Erinnyen »die Wohlmeinenden » genannt hat. Mir ist bekannt, dass diese Sache viele Anhänger hat, deren Absichten ganz und gar unschuldig und human sind; und die ernsthaft darüber erstaunt wären, dass ich sie so charakterisiere, wie ich es hier tue. Doch liegt das allein daran, dass das Böse stets durch die Entschiedenheit edelmütiger Gimpel siegt; und es hat zu allen Zeiten eine verheerende Allianz von außerordentlicher Naivität und außerordentlichen Missetaten gegeben. Von denen, die getäuscht worden sind, werde ich selbstverständlich so sprechen, wie man es von derartigen Werkzeugen immer tut; und sie an dem Guten messen, das sie zu tun glauben, nicht an dem Bösen, das sie tun. Doch die Eugenik an sich ist für jeden etwas Wirkliches, der genug Verstand hat, zu begreifen, dass Ideen etwas Wirkliches sind; und die Eugenik an sich ist, ob sie in kleinem oder großem Maßstab, demnächst oder später, aus wohlmeinenden Motiven oder aus böswilligen, an tausend Menschen oder an dreien erprobt wird, die Eugenik an sich ist etwas, über das sich ebenso wenig verhandeln lässt wie über einen Giftanschlag.
Es ist nicht besonders schwer, ihren Kern zu erfassen, obgleich sich manche ihrer Befürworter ziemlich vage über sie äußern. Die Bewegung beruht auf zwei Dingen: einer grund­legenden Moral, der alle Eugeniker anhängen, und einem Plan zu deren gesellschaftlicher Umsetzung, in dem sie erheblich differieren. Was die grundlegende Moral angeht: Es ist offensichtlich, dass die ethische Verantwortung des Menschen davon abhängt, dass er die Konsequenzen seines Tuns kennt. Wenn ich (hypothetisch, wie Dr. Johnson in jenem Leuchtturm der Prophetie) für einen Säugling verantwortlich wäre, und der Säugling wäre krank, weil er die Seife verschluckt hat, würde ich gegebenenfalls einen Arzt rufen. Womöglich riefe ich ihn von erheblich ernsteren Fällen weg, von den Krippen anderer Kinder, die viel Verderblicheres verzehrt haben; doch das lässt sich rechtfertigen. Man könnte nicht von mir verlangen, genug über die anderen Patienten zu wissen, um verpflichtet (oder auch nur berechtigt) zu sein, ihnen zuliebe das Kind zu opfern, für das ich unmittelbar und in erster Linie verantwortlich bin. Nun ist die grundlegende Moral der Eugenik diese: dass das Kind, für das wir in erster Linie und unmittelbar verantwortlich sind, das ungeborene Kind ist. Das heißt, dass wir genug über gewisse unausweichliche biologische Anlagen wissen (oder in Erfahrung bringen können), um die Frucht einer ins Auge gefassten Vereinigung in jenem nüchternen und klaren Licht der Vernunft zu betrachten, in dem wir heute allein unseren Partner bei dieser Vereinigung betrachten können. Es ist denkbar, dass wir zu jenem mindestens ebensosehr wie zu diesem verpflichtet sind. Wir können zuerst auf das Kind, das noch nicht da ist, Rücksicht nehmen, bevor wir auf die Gattin Rücksicht nehmen, die neben uns steht. Man darf nicht übersehen, dass das ein relativ neuer Akzent in der Moral ist. Zwar waren gesunde Leute schon immer der Ansicht, dass der Zweck einer Ehe, sei es infolge göttlichen Gebots oder des Willens der Natur, darin besteht, Kinder zu zeugen; doch haben sie, ob sie ihre Kinder nun als Lohn ihres Glaubens oder als Prämie für ihre Gesundheit betrachteten, das Belohnen Gott beziehungsweise die Prämierung der Natur als etwas weitgehend Unverfügbares überlassen. Der einzige Mensch (und das ist der Punkt), dem gegenüber man fest umrissene Pflichten hatte, war der an der Sache beteiligte Partner. Auf dessen Rechte unmittelbar Rücksicht zu nehmen war das Beste, das man tun konnte, um mittelbar auf die Rechte seiner Nachkommen Rücksicht zu nehmen. Wenn die Haremsfrauen heroische Lieder sangen, sobald der Moslem aufs Pferd stieg, taten sie dies, weil es einem Mann rechtmäßig zustand; wenn der Kreuzritter seiner Gattin vom Pferd half, tat er dies, weil es einer Frau rechtmäßig zustand. Ähnlich definierte und detaillierte Rechte er kannten sie dem ungeborenen Kind nicht zu; sie betrachteten es vielmehr von dem agnostischen und opportunistischen Standpunkt, von dem aus Mr. Browdie über das hypothetische Kind von Miss Squeers spricht. Indem sie diese Geschlechterverhältnisse für gesund hielten, hofften sie naturgemäß, gesunde Kinder hervorzubringen; das war aber auch alles. Zweifellos erwartete die moslemische Frau, dass Allah einer folgsamen Gattin schöne Söhne schenken werde; sie hätte aber nicht zugelassen, dass irgendeine Wunschvorstellung solcher Söhne etwas an ihrer Folgsamkeit änderte. Sie hätte nicht gesagt: »Ich werde von nun an eine ungehorsame Gattin sein; denn die gelehrten Aderlasser sagen mir, dass große Propheten häufig die Kinder ungehorsamer Gattinnen sind.« Zweifellos hoffte der Kreuzritter, dass ihm die Heiligen zu kräftigen Kindern verhülfen, wenn er den Pflichten seines Standes nachkam, zu denen es unter anderem gehören konnte, seiner Gattin vom Pferd zu helfen; doch er hätte nicht davon Abstand genommen, dies zu tun, wenn er in einem Buch gelesen hätte, dass häufige Stürze vom Pferd die Geburt von Genies befördern können. Der Moslem wie der Christ hätte solche Spekulationen nicht nur für unfromm, sondern für ganz und gar unpraktikabel gehalten. Ich stimme ihnen darin zu; aber das ist hier nicht der Punkt.
Der Punkt hier ist, dass eine neue Denkschule die Eugenik gegen die Ethik in Anschlag bringt. Und das zeigt sich an einem schon geläufigen Faktum: dass die Helden der Vergangenheit in den Augen der Eugeniker Übeltäter sind. In ihren Büchern und Artikeln suggerieren sie ständig, dass wir nichteugenische Ehen als Sünde betrachten sollten und womöglich bald werden; dass wir zu spüren lernen müssten, dass die Heirat mit einem Kranken eine Art Kindesmisshandlung ist. Die Geschichte hingegen ist voll von Lobliedern auf Leute, die ihre Verbindung mit einem Kranken als heilig betrachtet haben; von Fällen wie dem Colonel Hutchinsons oder dem Sir William Temples, die ihren Verlobten treu blieben, obwohl deren Schönheit und Gesundheit offensichtlich beschädigt war. Und auch wenn die Krankheiten Dorothy Osbornes und Mrs. Hutchinsons nicht unter die eugenischen Spekulationen fallen sollten (was ich nicht weiß), liegt es doch auf der Hand, dass sie es sehr wohl sein könnten; und gewiss würde das an der meisten Menschen moralischer Auffassung der Sache nichts ändern. Es geht hier nicht darum, welche der beiden Ethiken ich bevorzuge; ich bestehe lediglich darauf, dass sie konträr sind. Tatsächlich stellen die Eugeniker gerade jene Männer als Vorbilder hin, die man in den betroffenen Familien als Wortbrüchige bezeichnet. Folgerichtig müssten sie Männern Denkmäler errichten, die ihre Geliebten wegen eines körperlichen Makels verlassen; mit Inschriften, die den guten Eu­geniker preisen, der, wenn die Geliebte vom Fahrrad fällt, nobel auf die Heirat mit ihr verzichtet; oder den heroischen Jüngling, der von einem an Wundrose leidenden Onkel erfährt und sich großherzig aus dem Staub macht. Vollkommen auf der Hand liegt jedoch dies: dass die Menschheit die Verbindung von Mann und Frau bislang für so heilig und ihre Konsequenzen für die Kinder für so unkalkulierbar gehalten hat, dass sie es stets mehr bewunderte, wenn einer sich um seine Ehre, als wenn er sich um seine Sicherheit sorgte. Zweifellos glaubte man, dass selbst die Kinder keinen Deut schlechter sein mussten, nur weil sie nicht die Nachkommen von Feiglingen und Drückebergern waren; auch wenn dies nicht der erste oder wichtigste Gedanke war. Kurz, wir können sagen, dass viele Moralsysteme der Sexualität zwar beinahe ebenso schwere Beschränkungen auferlegt haben, wie es die Eugenik tut, sie sich dabei aber fast immer dadurch auszeichneten, dass sie die gegenseitige Treue der Geschlechter schützten und alles übrige Gott überließen. Eine Ethik einzuführen, die vorschreibt, dass diese Treue beziehungsweise Untreue von Berechnungen zur Vererbung abhängen soll, ist das seltenste aller Dinge: eine Revolution, wie es sie nie zuvor gegeben hat.
Obgleich wir das Thema nur streifen wollen, ist es nur recht und billig, hier einzuräumen, dass dem viele Eugeniker widersprechen würden, und zwar mit der Behauptung, dass es ein dezidiert eugenisches Motiv für den Abscheu vor gewissen Verbindungen gegeben hat, angefangen bei der hochlöblichen Verweigerung des Privilegs, die eigene Großmutter zu heiraten. Mit jener schauerlichen Schlichtheit des Gemüts, mit der die Eugeniker das Blut kaltzustellen versuchen, merkt Dr. S. R. Steinmetz an, dass »wir heute noch nicht mit Bestimmtheit wissen«, was »der Grund für den Abscheu« vor jener abscheulichen Sache war, die dem Ödipus Höllenqualen bereitete. In freundlichster Absicht rate ich Dr. S. R. Steinmetz, nur für sich selbst zu sprechen. Ich kenne die Gründe dafür, eine Mutter oder Schwester anders als andere Frauen anzusehen; und ich habe sie nicht durch irgendwelche kuriosen Forschungen entdeckt. Ich fand sie dort, wo ich eine analoge Abneigung dagegen vorfand, einen Säugling zum Frühstück zu verzehren. Ich fand sie in einer in der menschlichen Seele wurzelnden Aversion, auf eine Weise Geschmack an Dingen zu finden, an denen man bereits auf eine andere, gänzlich inkompatible Weise Geschmack gefunden hat. Nun trifft es voll und ganz zu, dass sich diese Abneigung eugenisch ausgewirkt haben kann; und damit eine gewisse endgültige Bestätigung und Begründung in den Gesetzen der Fortpflanzung fand. Doch kann wirklich kein Eugeniker so dumm sein, zu übersehen, dass dies kein Argument für, sondern ein schlagendes Argument gegen die Eugenik ist. Wenn etwas, was nach langer Zeit von der Laterne der Gelehrsamkeit erfasst wird, sich im Licht der Natur von Anfang an genau so dargestellt hat, so ist das offensichtlich kein Grund, die Leute in dieser Sache zu drangsalieren, sondern ein Grund, sie in dieser Sache in Ruhe zu lassen. Wenn Männer ihre Großmütter nicht geheiratet haben, als dies ihres Wissens eine gesundheitlich unbedenkliche Übung war; wenn wir nun wissen, dass sie den wissenschaftlichen Gefahren instinktiv aus dem Weg gegangen sind; dann ist das ein Argument dafür, die Leute jeden heiraten zu lassen, den sie heiraten möchten. Es ist einfach die Feststellung, dass die sexuelle Selektion beziehungsweise das, was Christen »Liebe« nennen, ein Teil des Menschen ist, dem man auf lange Sicht im großen und ganzen vertrauen kann. Und das vernichtet das gesamte Gebäude dieser Wissenschaft mit einem Schlag.
Mit dem zweiten Teil ihrer Definition, den Überredungs- oder Zwangsmethoden bei der gesellschaftlichen Anwendung jener neuartigen Moral, werde ich mich im zweiten Teil dieses Buches ausführlicher befassen. Der folgende Überblick mag jedoch schon hier von Nutzen sein. Tief in der unergründlichen Vergangenheit unserer Gattung findet sich die Überzeugung, dass die Gründung einer Familie das private Abenteuer eines freien Mannes ist. Bevor das Christentum mit seinen neuen Ansichten der Sklaverei allmählich den Garaus machte, mag es möglicherweise so gewesen sein, dass Sklaven wie Nutzvieh gezüchtet wurden und man dies als vielversprechende Investition in eine Arbeiter-Rasse ansah. Doch selbst wenn das so war, waren solche Züchtungen weit weniger durchgeplant und viel vager als jene, die die Eugeniker ins Auge fassen; diese modernen Philosophen unterstellen dem antiken Heidentum ein phantastisches Maß an Hochmut und Grausamkeit, das durch und durch modern ist. Es mag sein, dass den heidnischen Sklaven ein schwacher Abglanz der Segnungen eugenischer Betreuung zukam. Ziemlich sicher jedoch ist, dass die freien heidnischen Männer den ersten, der ihnen das vorgeschlagen hätte, umstandslos erschlagen hätten. Ich meine: der es ihnen ernsthaft vorgeschlagen hätte; denn Platon war nur ein Bernard Shaw, der seine Witze unglücklicherweise auf Griechisch schrieb. Unter freien Menschen wurden der Sexualität vom Gesetz, öfter noch von der Religion, am häufigsten vom Brauchtum aus diesem oder jenem Grund alle möglichen Restriktionen auferlegt. Doch Gesetz und Religion und Brauchtum haben sich nie auf etwas anderes als die Festigung und Bewahrung der bereits bestehenden Familie konzentriert. Noch einmal: Der Akt der Familiengründung selbst war ein indi­viduelles Abenteuer jenseits der Zuständigkeit des Staates. Unsere ältesten vergessenen Urahnen hinterließen uns diese Tradition; und noch vor wenigen Jahren hätten unsere Mütter und Väter uns für verrückt gehalten, darüber auch nur zu diskutieren. Die kürzeste allgemeine Definition der Eugenik unter ihrem praktischen Aspekt ist, dass sie in größerem oder geringerem Grade vorschlägt, einige Familien mindestens so zu kontrollieren, als ob sie heidnische Sklavenfamilien wären. Ich werde die Frage, auf welche Menschen dieser Zwang ausgeübt werden soll, später diskutieren; ebenso die weitaus verwirrendere Frage, wer ihn ausüben soll. Doch wird er allermindestens aus­geübt von jemandem auf jemanden, und das aufgrund gewisser Berechnungen der Zucht, von denen beteuert wird, dass sie nachweisbar seien. Soviel zur Sache selbst. Ich sage, dass diese Sache existiert. Ich definiere sie so eng, wie man Dinge, die moralische Argumente umfassen, definieren kann; ich nenne sie »Eugenik«.Wenn nun irgend jemand einwenden will, dass Eugenik nicht das griechische Wort dafür sei – begnüge ich mich damit, zu entgegnen, dass »Chevalier« nicht das französische Wort für »Pferdenarr« ist; und dass solche Wortklaubereien nicht nur wenig chevaleresk, sondern närrisch sind.

Die ersten Einwände

Bevor ich in der Diskussion dieser Dinge fortfahre, ist zunächst ein Schwarm von Plänklern, von harmlosen und verwirrten modernen Skeptikern aufzuklären und zur Ruhe zu bringen, damit wir in die Debatte mit den wirklichen Doktoren der Häresie eintreten können. Wenn ich meine Position wie folgt zusammenfasse: »Die Eugenik, über die wir sprechen, bedeutet offensichtlich, dass die einen über Heirat oder Nichtheirat der anderen bestimmen; und sie bedeutet wahrscheinlich, dass einige wenige über Heirat oder Nichtheirat vieler bestimmen«, dann werde ich zunächst die Art von Antworten erhalten, welche wie Rahm auf den Oberflächen von Tee und Geschwätz zu schwimmen pflegen. Ich werde diese ersten Opponenten daher rasch und grob in fünf Gruppen einteilen: die Euphemiker, die Spitzfindigen, die Selbstherrlichen, die Prinzipienreiter und die Übereifrigen.Wenn wir auf die unüberlegten Einwände all dieser guten, lauten, kurzsichtigen Leute eingegangen sind, können wir anfangen, jenen Gelehrten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die die Idee in Wirklichkeit vorantreiben.
Die meisten Eugeniker sind Euphemiker. Das soll nur heißen, dass sie sich vor kurzen Sätzen erschrecken, während sie sich von langen Erörterungen einlullen lassen. Und sie sind gänzlich unfähig, letztere in erstere zu übersetzen, auch wenn sie offensichtlich dasselbe bedeuten. Wenn wir zu ihnen sagen: »Mit Hilfe seiner Beredsamkeit und notfalls auch anderweitiger Einflussnahme sollte es jedem Bürger möglich sein, dafür zu sorgen, dass die Bürde der Betagtheit bei den älteren Generationen insbesondere auch für die Frauen keine unverhältnismäßigen und unerträglichen Ausmaße annimmt«; wenn wir dies zu ihnen sagen, räkeln sie sich wie Säuglinge, die man zum Einschlafen in die Wiege gelegt hat. Rufen wir ihnen zu: »Tötet eure Mütter!«, fahren sie abrupt hoch. Doch bedeuten beide Sätze, mit kalter Logik betrachtet, exakt dasselbe. Wenn wir zu ihnen sagen: »Es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine Zeit kommen wird, in der die einst womöglich sinnvolle strikte Unterscheidung zwischen dem Homo sapiens und den anderen Tieren, die in moralischer Hinsicht bereits vielfach modifiziert worden ist, auch in Hinsicht auf die wichtige Frage der Erweiterung der menschlichen Nahrungsgrundlagen modifiziert werden muss«, tritt ein vom Raunen entzücktes Leuchten auf ihr Antlitz. Doch wenn wir ihnen auf einfache, mannhafte und herzhafte Weise zurufen: »Lasst uns Menschen essen!«, machen sie erstaunlich erstaunte Gesichter. Dabei bedeuten beide Sätze ganz genau dasselbe. Sollte ­jemand diese beiden Beispiele für gesucht halten, so verweise ich auf zwei tatsächliche Fälle aus eugenischen Debatten. Als Sir Oliver Lodge vor Methoden »wie in der Pferdezucht« warnte, empörten sich viele Eugeniker über die Roheit des Vergleichs. Doch nicht lange zuvor hatte einer der fähigsten Streiter für jene Sache geschrieben: »Welch ein Unfug ist das mit der Bildung! Kann man denn einem Rennpferd oder einem Windhund Bildung angedeihen lassen?« Was mit großer Gewissheit entweder nichts bedeutet – oder aber die Pferdezucht am Menschen. Als wiederum ich davon sprach, dass man Menschen »mit Hilfe der Polizei zwangsverheiraten will«, brach ein anderer vornehmer Eugeniker geradezu in Heiterkeit aus und versicherte jovial, dass ihnen dergleichen nie in den Sinn kommen würde. Doch ein paar Tage darauf las ich in einer eugenischen Erklärung, dass der Staat seinen Einfluss auf jenem Gebiet ausdehnen solle. Mit dem Staat kann nur jene Körperschaft gemeint sein, die es Menschen gestattet, Zwang auszuüben; und mit jenem Gebiet konnte nur das Gebiet der Gattenwahl gemeint sein. Es ist kein fauler Witz, wenn ich sage, dass es auf diesem Gebiet nur so von Polizisten wimmeln wird. Aber ich räume bereitwillig ein, dass die Polizisten, die über Eheschließungen wachen, eher so aussehen werden, als wären sie auf der Suche nach Hochzeitsgeschenken. Sie werden Zivilkleidung tragen. Ich will nicht darauf hinaus, dass ein blau uniformierter Behelmter Braut und Bräutigam vor den Altar zerren wird. Ich will darauf hinaus, dass sich niemand, der von der Polizei gesucht wird, auch nur noch in die Nähe einer Kirche trauen wird. Sir Oliver wollte auch nicht darauf hinaus, dass Menschen in Ställen angebunden und mit rauhen Bürsten abgeschrubbt werden. Er wollte auf einen Verlust an Freiheit hinaus, der für Menschen sogar noch schänd­licher ist als das. Er wollte darauf hinaus, dass in der Eugenik alles auf die Formel »Kind von Smith aus der Jones« hinausläuft. Knapper kann man die Sache wohl kaum formulieren; und knapper kann man die Verharmloser nicht widerlegen.
Die nächste Gruppe oberflächlicher Opponenten ist noch ärgerlicher. Aus naheliegenden Gründen nenne ich sie die Spitzfindigen. Nehmen wir an, ich sage: »Ich bin dagegen, dass in West-End-Restaurants Kannibalismus betrieben wird.« Dann findet sich mit Sicherheit jemand, der erwidert: »Na ja, immerhin war es auch Kannibalismus, als Königin Eleonore das Blut aus dem Arm ihres Gatten trank.« Was soll man solchen Leuten sagen? Man kann ­ihnen nur sagen: »Solange du dich darauf beschränkst, vergiftetes Blut aus den Armen anderer Menschen zu saugen, magst du dich meinethalben mit dem Titel Kannibale schmükken.« Auf dieselbe Weise sagen diese Leute über die Eugenik: »Immerhin, wenn es uns gelingt zu verhindern, dass ein Schuljunge eine geisteskranke alte Negerin mit Buckel heiratet, sind wir echte Eugeniker.« Wieder kann man lediglich entgegnen: »Solange ihr euch strikt auf jene Schuljungen beschränkt, die sich von Natur aus zu buckligen Negerinnen hingezogen fühlen, mögt ihr den Ehrentitel Eugeniker umso stolzer tragen, als er nur sehr selten vergeben werden wird.« Dabei müsste einem schon der gesunde Menschenverstand sagen, dass die Eugenik, wenn sie sich lediglich mit derart außergewöhnlichen Fällen befasste, gesunder Menschenverstand genannt würde und nicht Eugenik. Die menschliche Gattung hat die erwähnten Absurditäten seit unvordenklichen Zeiten ausgeschlossen; und das doch nie Eu­genik genannt. Man kann es eine Tracht Prügel nennen, wenn man einem hustenden Gentleman auf den Rücken klopft; man kann es Marter nennen, wenn ein Mann seine Finger am Feuer vom Frost befreit; doch wenn man sich öfter auf diese Weise ausdrückt, wird es bald sehr einsam um einen sein. Wenn es nur um diese sehr seltenen Sonderfälle ginge, gäbe es so etwas wie den Internationalen Eugenik-Kongress nicht und gewiss auch nicht dieses Buch.
Ich hatte erwogen, die nächste Gruppe gedankenloser Menschen Idealisten zu nennen; doch ich finde, das setzt eine Demut gegenüber höheren Werten voraus, die sie selten zeigen; darum nenne ich sie die Selbstherrlichen. Es handelt sich um jene, die uns bei jeder modernen Reform pauschal versichern, dass alles problemlos »laufen« wird, weil sie höchstpersönlich zur Stelle sein und darauf achten werden. Wo überall und für wie lange sie zur Stelle sein werden, erklären sie nicht so genau. Mich stört nicht, dass sie sich auf zahllose aufeinanderfolgende Leben freuen; denn das ist der Abglanz einer menschlichen oder göttlichen Hoffnung. Doch selbst ein Mystiker glaubt nicht, dass er eine enorme Anzahl Personen gleichzeitig sein kann. Und diese Leute behaupten mit großer Gewissheit, die Verantwortung für eine ganze Entwicklung übernehmen zu können, nachdem sie sie aus der Hand gegeben haben. Jeder von ihnen verspricht, ungefähr eintausend Polizisten zu sein. Wenn man sie fragt, wie dieses oder jenes funktionieren soll, antworten sie: »Oh, ich werde gewiss darauf bestehen, dass … «; oder: »Ich werde niemals zulassen, dass … «; als ob sie in diese Welt zurückkehren und tun könnten, was noch keinem Gespenst geglückt ist – die Menschen vom Sündigen abzuhalten. Über sie reicht es zu sagen, dass sie das Wesen von Gesetzen genauso wenig verstehen wie das Wesen von Hunden. Wenn sie ein Gesetz von der Leine lassen, wird es genau das tun, was auch ein Hund tun würde. Es wird seiner Natur folgen, nicht ihrer. Es wird (wie der Hund) so viel Vernunft an den Tag legen, wie sie in es hineingelegt haben – aber sie werden nicht mehr in der Lage sein, ihm irgend etwas abzuverlangen, was sie hineinzulegen vergessen haben.
Neben solchen Idealisten gibt es jene seltsamen Leute, die offenbar glauben, dass man eine Bewegung für alle Zeiten konsekrieren und läutern kann, indem man auf die abstrakten Tugenden verweist, die ihre klügeren Verfechter im Munde führten. Diese Leute sagen: »Weit entfernt davon, Versklavung zu bezwekken, streben die Eugeniker nach wahrer Freiheit; Freiheit von Krankheit und Degeneration etc.« Oder sie sagen: »Wir können Mr. Chesterton versichern, dass die Eugeniker keineswegs die Absicht haben, unschuldige Menschen zu segregieren; vielmehr sind ja Gerechtigkeit und Gnade geradezu das Motto dieser … « etc. Die kürzeste Antwort auf diese Art Zeugs ist wohl folgende. Viele von denen, die so reden, sind Agnostiker und haben generell wenig Verständnis für die Kirche von England. Stellen wir uns vor, einer von ihnen sagt: »Die Kirche von England ist ein Hort der Heuchelei.« Was wird er von mir halten, wenn ich entgegne: »Ich versichere Sie, dass jede Form der Heuchelei vom Christentum verurteilt wird; und insbesondere im Prayer Book abgelehnt wird.« Angenommen, er sagt, die katholische Kirche hat sich ungeheure Grausamkeiten zuschulden kommen lassen. Was wird er von mir halten, wenn ich entgegne: »Die Kirche hat sich ausdrücklich zu Milde und Barmherzigkeit bekannt; sie kann also gar keine Grausamkeiten begehen.« Mit solchen Leuten müssen wir uns nicht weiter aufhalten. Dann sind da jene, die ich die Prinzipienreiter nenne; und die vor allem im Parlament prosperieren. Ihr beispielhafter Vertreter ist der betagte Funktionär, der versicherte, er könne das Gezeter über die Schwachsinnige Verordnung nicht verstehen, denn »prinzipiell« weite sie lediglich die Anwendung der alten Idiotie-Gesetze aus. Worauf man wieder nur entgegnen kann: »Stimmt schon. Sie weitet lediglich die Prinzipien der Idiotie-Gesetze auf Personen ohne jede Spur von Idiotie aus.« Dieser große Staatsmann stößt auf ein altes Gesetz, das, sagen wir, Leprakranke unter Quarantäne stellt. Er ändert einfach das Wort »Leprakranke« in »Leute mit langer Nase« und sagt mit milder Stimme, das Prinzip sei dasselbe.
Die labilsten von allen sind wohl jene gebrechlichen Gestalten, die ich eingangs als die Übereifrigen bezeichnet habe. Das Musterexemplar dieser Gattung ist ein anderer Parlamentarier, der die genannte Gesetzesvorlage als »aufrichtigen Versuch«, ein großes Übel anzugehen, verteidigte: als ob man das Recht hätte, seine Mitbürger zu kujonieren und zu versklaven, als handele es sich um eine Art chemisches Experiment, dessen Ausgang man mit ehrfürch­tigem Agnostizismus erwartet. Doch mit der fatalen Idee, zunächst einmal Inquisition oder Terrorherrschaft zu etablieren, umdann mit flauer Miene das Beste zu hoffen, werde ich mich in einem der folgenden Kapitel näher befassen. Hier genügt es zu sagen, dass der aufrichtige Übereifrige am besten einmal aufrichtig darüber nachdenken sollte, was er tut. Und nichts anderes tun sollte, bis er das herausgefunden hat.
Schließlich gibt es eine Art von Apologeten, die so hoffnungslos und unnütz sind, dass ich nicht einmal eine Bezeichnung für sie finden konnte. Sobald jemand rational für oder gegen irgendeine existente und benennbare Sache argumentiert, etwa die Eugenik-Gesetze, beginnen sie über grundsätzliche Unterschiede von Sozialismus und Individualismus zu schwadronieren; sie sagen: »Sie sind gegen staatliche Einmischung; ich bin für staatliches Eingreifen. Sie befürworten den Individualismus; ich hin­gegen etc.« Worauf ich lediglich mit leidender Langmut entgegnen kann, dass ich kein Verfechter des Individualismus bin, sondern nur ein armer, sündiger, aber getaufter Journalist, der ein Buch über die Verfechter der Eugenik zu schreiben versucht, von denen er vielen begegnet ist; wohingegen er niemals einem Verfechter des Individualismus begegnet ist und keine Ahnung hat, woran er ihn erkennen sollte, wenn er einem begegnete. Kurz gesagt, ich bestreite nicht, sondern befürworte das Recht auf staatliche Intervention zur Beseitigung schwerwiegender Übel. Ich sage, dass eine solche Intervention im vorliegenden Fall ein schwerwiegendes Übel nicht beseitigen, sondern schaffen würde; und ich werde mich bei der Diskussion dieser konkreten Frage nicht von bodenlosen Banalitäten über Sozialismus und Individualismus oder die Vorteile ständigen Rechts- oder Linksabbiegens ablenken lassen.
Und was die Übrigen angeht, so gibt es zweifellos eine enorme Masse gedankenloser empfindsamer Leute, die einfach tief in ihrem Inneren wissen, dass ein größerer Wandel unserer Gesellschaft unmöglich unmittelbar bevorstehen kann. Sie können nicht glauben, dass Männer, die ebensolche Hüte und Mäntel tragen wie sie selbst, eine Revolution anzetteln; ihre ganze viktorianische Weisheit hat sie gelehrt, dass derartige Umwälzungen immer nur allmählich vonstatten gehen. Und wenn ich von Eugenik-Gesetzen oder dem Aufkommen des eugenischen Staates spreche, glauben sie, es ginge um etwas aus »The Time Machine« oder »Looking Backward«: eine Sache, mit deren Vor- und Nachteilen sich dereinst einmal ihre Ur-Ur-Urenkel werden auseinandersetzen müssen, die womöglich ganz anders empfinden und sie womöglich begrüßen werden; und die jedenfalls ziemlich entfernte Verwandte sind. Auf diese Einwände habe ich für den Anfang eine ganz kurze und simple Antwort. Der eugenische Staat hat bereits begonnen. Das erste Eugenik-Gesetz wurde von der Regierung dieses Landes eingebracht; und es wurde im maßgeblichen House of Commons mit der Zustimmung beider Parteien beschlossen. Dieses erste Eugenik-Gesetz macht den Weg frei, wenn auch zunächst nur für eine negative Eugenik; doch es lässt sich ohne Verweis auf die Theorie der Eugenik nicht begründen, so dass man dies auch gar nicht erst versucht hat. Ich nenne es die Schwachsinnige Verordnung, sowohl um der Kürze willen als auch, weil diese Bezeichnung exakt zutrifft. Es geht bei dieser Verordnung ganz einfach und unverstellt darum, Menschen wie Geisteskranke einzusperren, die kein Arzt für geisteskrank zu erklären bereit wäre. Es genügt, wenn ein Arzt bereit ist, sie für schwachsinnig zu erklären. Da es kaum ­einen Menschen gibt, dem dieser Begriff nicht schon bei irgendeiner Auseinandersetzung von Freunden und Verwandten angeheftet wurde (es sei denn, seine Freunde und Verwandten weisen einen bedauernswerten Mangel an Verve auf), kann man klar sehen, dass dieses Gesetz wie die frühe christliche Kirche (von der es sich allerdings in vieler Hinsicht unterscheidet) ein Netz ist, in dem sich alles und ­jeder fangen lässt. Glaube niemand, dass der Gesetzestext eine genauere Definition enthält! Vielmehr ist die dortige Definition des »Schwachsinnigen« noch loser und vager als der Begriff »schwachsinnig« selbst. Sie ist ein Beispiel bodenlosen Blödsinns über »Menschen, die zwar unter günstigen Umständen in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu verdienen« (als ob ­irgendwer seinen Lebensunterhalt verdienen könnte, wenn dem die Umstände direkt ent­gegenstehen), aber nichtsdestotrotz »unfähig sind, ihre Verhältnisse mit der erforderlichen Umsicht zu versehen«; was genau das ist, was Herr und Frau Jedermann allerorts von ihren Nachbarn sagen. Doch da die Unfähigkeit zu jeglicher Form des Denkens heutzutage ein Kennzeichen des Staatsmanns ist, sind solche schludrigen Gesetzesvorlagen nichts Neues. Neu und entscheidend ist jedoch dies: dass die Begründung dieser irren Zwangsverordnung eine eugenische ist. Es wird nicht nur offen gesagt, es wird ausdrücklich betont, dass die Verordnung verhindern soll, dass Menschen, die diese Windmacher für nicht intelligent genug zu halten beschließen, heiraten und Kinder kriegen. Jeder düster dreinblickende Vagabund, jeder wortkarge Arbeiter, jeder verschrobene Provinzler lässt sich damit mühelos in Einrichtungen einweisen, die für gemeingefährliche Irre errichtet wurden. Das ist die Situation; und das ist der Punkt. England hat den Feudalstaat hinter sich gelassen; es befindet sich in der letzten Anarchie des Industriestaats; Mr. Bellocs Theorie, dass es sich dem Sklavenstaat annähert, hat einiges für sich; es kann gegenwärtig nicht zum Umverteilungsstaat werden; es hat den sozialistischen Staat beinahe sicher verpasst. Doch wir leben bereits im eugenischen Staat; und uns bleibt nichts als die Rebellion.

Vorabdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus: ­Gilbert Keith Chesterton: Eugenik und andere Übel. Herausgegeben und mit einer Einleitung von Thomas Lemke. Aus dem Englischen und mit Erläuterungen von Franz Jakubzik, Suhrkamp-Verlag, Berlin 2014, 279 Seiten, 20 Euro. Das Buch erscheint dieser Tage.