Gauck, der Herzensbrecher

Was dabei herauskommt, wenn der Schwarm sich an Politik versucht, kennt man zur Genüge – zur Zeit wird es aber für alle Vergesslichen noch einmal besonders hübsch auf Twitter vorgeführt. Dort ist man nämlich sehr unzufrieden mit dem amtierenden Bundespräsidenten, was nichts Besonderes ist, weil man dort ständig das politische Personal der BRD bemeckert – mit dem Unterschied allerdings, dass man sich Joachim Gauck irgendwie auch selber eingebrockt hat.
Und das kam so: Nachdem man bei Twitter beleidigt festgestellt hatte, dass man gar nicht gefragt werden würde, wer neuer Bundesprä­sident wird, herrschte zunächst große Empörung über »die da oben«, die machen: was sie wollen, und keine Bürgerbeteiligung zulassen. Und dann tat man das, was man immer tut, wenn man mal wieder ein neues Thema gefunden hat: Man erfindet ein Hashtag, twittert dies und das und genießt dieses tolle Gefühl, an unglaublich wichtigem und hippem Internetaktivismus beteiligt zu sein. Unglück­licherweise kam irgendjemand dann auch noch auf die Idee, Gauck als Bundespräsidenten der Herzen zu bezeichnen. Was natürlich von irgend­einem Onlinemedium, das Gerade auf der Suche nach einem Thema war, aufgegriffen worden war und zu großem Glück bei Twitter führte, wo man sich endlich ernst genommen fühlte beim Kampf für Bürgerrechte, Freiheit und so weiter und so fort.
Tjo, und nun ist der herbeigetwitterte Bundespräsident der Herzen in Amt und Würden und entpuppt sich als das, was er im Grunde immer war, aber das konnte bei Twitter natürlich niemand ahnen, weil das mit dem Recherchieren und den Fakten ja nur hinderlich beim Schwärmen ist.