Dresdener Traditionsecke

"Die Bundeswehr ist offenbar der Haufen, der braungesinnte Scheißhausfliegen magisch anzieht", diagnostizierte Michael Rost, der Pressesprecher der sachsen-anhaltinischen Bündnisgrünen, nachdem zwei Wehrpflichtige in Dresden eine Baracke in Brand gesteckt und mit Hakenkreuzen beschmiert hatten, in der sonst italienische Bauarbeiter kaserniert werden. Rost kostete die Bemerkung zumindest vorläufig den Job; sein Fraktionschef Hans-Jochen Tschiche, der besonders sensibel auf alles zu reagierern pflegt, was den Koalitionspartner SPD stören könnte, meinte gar, nun sei eine Entschuldigung bei der Bundeswehr angesagt.

Mehr Zustimmung erhielt Rost von Militärminister Volker Rühe, der seinen Haufen so einigermaßen kennt und nun sinniert, wie er sich als Kämpfer gegen das lästige Geschmeiß darstellen könnte. Da sich die Bundeswehr selbst nicht wird ändern lassen, will der CDU-Mann ordungsstaatliche Mechanismen wirken lassen: Polizei und Justiz sollen den Kreiswehrersatzämtern alle Vorstrafen von Rekruten melden, auch Jugendstrafen, die bislang in kein Führungszeugnis eingetragen werden dürfen. Und bei wem dann herauskommt, daß er früher schon einmal um des Vergnügens willen Ausländer geklatscht hat, dem soll es künftig versagt bleiben, dies auch beruflich zu tun.

Just als Rühes Truppe, geläutert von den Fluten der Oder, den größten Imagegewinn ihrer Geschichte zu verzeichnen hatte, erinnerten die beiden Kameraden an die Tradition ihrer Armee. Solange Rühe und seine Offiziere in ihren Kasernen diese Tradition pflegen - diejenige einer Armee nämlich, die es als alles andere als schändlich ansah, Häuser niederzubrennen und mit Hakenkreuzen zu beschmieren -, solange werden sie allerdings auch diejenigen nicht loskriegen, die es wegen genau dieser Tradition zur Truppe zieht.