Unterwegs

Wenn man wie ich hauptsächlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, erhält man nebenbei eine Menge Informationen, auch solche, die man gar nicht haben möchte, z. B. ziemlich ausführliche Gespräche über das Thema, ob man bei einer Bronchitis morgens oder abends stärker verschleimt ist. Oder schrille Kinderstimmen, die Sachen sagen wie: "Mutti, weißt du noch, wie Ulf neulich aufen Kadohm ausgerutscht ist" oder "Mutti, du sitzt auf meinem Lolli": Ich kann jetzt auch in allen Einzelheiten wiedergeben, was sich zwei alte Damen in auberginen Filzhüten über die Familie F. erzählten: Der eine Bruder ist Einzugsbeamter bei der Krankenkasse, der andere Frisör und der dritte ein Krämer, der unfrische Waren an Vorübergehende verkauft.

Es war noch die Rede von einem vierten, der aber wohl nur irgendwie eingeheiratet hatte - man kriegt ja nicht immer alles so genau mit. Der jedenfalls wollte Richter werden und hatte sich schon eine Goldrandbrille gekauft und einen Scheitel machen lassen, da ... passierte irgendwas Sensationelles, nehme ich mal an, denn ich mußte die U-Bahn verlassen, weil ich am Bahnhof Kellinghusenstraße in den Bus umsteigen wollte. Im Bus saßen vor mir zwei Jungs, von denen der eine ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Ich bin scheiße, ich habe schuld" trug und der andere mehrmals zu dem einen sagte "Ey, Suleiman, alter Wichser." Soviel zur Verwirklichung der multikulturellen Gesellschaft. Hinter mir saßen zwei Personen (ER und SIE) aus demselben Betrieb und unterhielten sich darüber, wie Fräulein Eberhardt zu ihrem für die mentalen Fähigkeiten viel zu verantwortungsvollen Posten in der Versandabteilung gekommen ist. Ich möchte ja keine Verleumdungsklage an den Hals kriegen und deshalb nur folgendes weitergeben: Es handelte sich um ein Komplott! Und zwar auf höchster Ebene!!

Danach war dann die Urlaubsfrage dran. ER: "Wir fahren immer nach Schweden." SIE: "Ich bleib ja lieber im Lande." ER: "Das kann ich immer noch machen, wenn ich auf Rente bin." SIE: "Dann kann man vielleicht nicht mehr." ER: "Was? Ñ Ach so. Nö." In der Langenfelder Straße steigt ein Schäferhund mit Frauchen zu. Einen Moment lang herrscht Schweigen, dann hat man sich auf die aktuelle Situation eingestellt. SIE: "Ham Sie auch nen Hund?" ER: "Nö. Wenn man arbeitet, ist das nix. Ne Katze ist besser." SIE: "Ham Sie ne Katze?" ER: "Nö." SIE: "Ich auch nicht. Die könn' sich ja nix einteilen." ER: "Was?" SIE: "Futter." ER: "Nö."