Verbesserungen

Als Schriftstellerin hat man es ja auch schwer. Es ist nämlich nicht so, daß man Texte an Zeitungen schickt, und dann werden die da so abgedruckt. Davor steht dann noch der Redakteur, der Endredakteur, der Setzer und die Putzfrau und wahrscheinlich noch Besucher, die nur kurz mal reinschauen, und die wollen alle was zu tun haben. Das muß genetisch bedingt sein.

Ich habe mal was über meinen neuen Computer geschrieben und dazu bemerkt, daß meine neue Festplatte einen Namen hat, nämlich "Fanny seine Festplatte". Das ist auch gar nicht gelogen; zu den üblichen Geschäftszeiten kann man das jederzeit bei mir nachgucken kommen. Daraus wurde dann in einer Zeitung (nicht in dieser) "Fanny ihre Festplatte". Ich schätze mal, daß da ein Germanist mit ganz schlechtem Notendurchschnitt zugange gewesen ist. In einer anderen Geschichte zitierte ich ein Gedicht aus dem Internet, wo einer schreibt "Perfekte Menschen - gibt sie es überhaupt?" Daraus wurde dann beinahe - ich hatte es noch rechtzeitig bemerkt - "gibt es sie überhaupt". Das ist natürlich besseres Deutsch, aber, es handelte sich um ein Zitat. Daß man ein solches nicht verbessern darf, wird aber auf den Journalistenschulen nicht mehr gelernt.

Was da auch nicht gelernt wird, ist, daß man Autorinnen am Telefon keine Vorträge halten darf. Vor kurzem wurde ich angerufen und gebeten, etwas über eine Nachricht in der Bild-Zeitung zu schreiben. Diese Nachricht wurde mir vorgelesen und ging ungefähr so: "... der Sprecher des Ministeriums sagte, der Innenminister habe ..." An dieser Stelle unterbrach ich den Redakteur: "Was?? Die Bild-Zeitung schreibt habe?" Das hätte ich nicht fragen dürfen, denn jetzt hub er an, mir zu erklären, was ein Konjunktiv ist. Ich schaltete schnell den Lautsprecher des Telefons ein, und Susanne, die gerade bei mir zu Besuch war, mußte auch sehr lachen.

Dort, wo Verbesserungen angebracht wären, sieht man allerdings davon ab, nämlich bei Leserbriefen. Dabei können deren Verfasser sich doch gar nicht wehren. In der Hamburger Morgenpost, die auf dieser Welt und auch auf allen anderen Parallelwelten für ihre Auswahl an hochgradig gestörten Leserbriefen bekannt ist, konnte man dieser Tage unter "Betr.: Trauerfeier für Prinzessin Diana" folgenden Brief von Tanja W. aus Neumünster lesen: "Ich bin berührt, wie Milliarden anderer Menschen. Diana war nicht nur Queen of Hearts, sie war Queen of all the World. Sind wir nicht alle ein bißchen Diana?" Ja, das sind wir. Wir sind alle ein bißchen.