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Eine Redaktion im deutschen Herbst: "Wo ist mein Papstbild hin?" - "Das ist mein Papstbild?"

- Sie sehen schon, die Diskussion um die neue CD des bekannten Künstlers Bob Dylan brachte einige Unruhe in die Jungle-World-Redaktion.

Denn plötzlich brachen musikalische Richtungsstreitigkeiten aus, die täglich an Schärfe zunahmen. Nur gelegentlich plätscherte Prodigy als Konsensprogramm aus den Lautsprechern, in der Regel kam es vor dem Kassettenfach des kombinierten CD-Kassetten-Radios zu heftigen Wortwechseln und Handgemengen. Während um türkischen Pop, finnischen Punk und japanischen Noise gerungen wurde, nutzte die Mundharmonika-Fraktion die Gunst der Stunde, und schon ging das Genäsel wieder los.

Nur die sensationellen Fortschritte in der Abo-Belieferung verhinderten den totalen Zerfall des Kollektivs: Inzwischen sind in dem Frankfurter Postamt, das unsere Zeitungen annimmt und eigentlich auch weiterleiten sollte, Postinspektoren gesichtet worden. Nachdem diese das Problem vorübergehend zwischen Verlag und Druckerei hin- und hergeschoben hatten, traf doch noch ein postalisches Bekennerschreiben in Berlin-Kreuzberg

ein. Und prompt wurde pünktlich beliefert.

Darum haben wir jetzt auch keine Skrupel mehr, eine richtige Abo-

Kampagne zu starten. Mit Probe-Abo und allem Pipapo. Wie bei einer richtigen Zeitung. Blättern Sie doch mal auf die letzte Seite vor. Ein echtes Fondue-Set als Abo-Prämie können wir Ihnen leider nicht bieten.

Aber das kommt sicher auch noch.

Eine Redaktion im deutschen Herbst eben. Die übrigens ganz ausdrücklich und gemeinsam den Vorwurf eines Lesers, beim Herbst im Dossier der letzten Ausgabe habe es sich um einen belgischen gehandelt, zurückweist: Der Herbst war deutsch. Das wissen wir genau. Alle. Tryin' to get to heaven.

Letzte Faxe treffen ein. Die Radionachrichten verkünden das Gegenteil. Zu spät. Heft's End. Nach Hause. Sofort.