Lenin spart

Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, besitzt ein Sparbuch bei der Zürcher Kantonalbank. Als der in die Schweiz emigrierte Bolschewik 1917 via Deutschland gen Rußland aufbrach, ließ Lenin noch ganze 5,05 Franken auf seinem Sparbuch und übergab es an Raissa Charitonowa, die damals die Parteifinanzen verwaltete. Damit sollte der noch ausstehende Mitgliedsbeitrag des Revolutionärs beglichen werden. Aber die Charitonowa hob das Geld nicht ab, mit den Worten "Die Anlage ist nicht groß, aber dafür ist der Anleger ein großer Mann" nahm sie Sparbuch vielmehr mit nach Moskau, wo es im Archiv des Instituts für Marxismus-Leninismus brav aufgehoben wurde. Bis 1939 wuchs der Restbetrag auf dem Konto-Nr. 611361 durch Zinszahlungen auf 12,90 Schweizer Franken, danach wurde das Geld auf ein Sammelkonto überführt und galt als "nachrichtenlos". Olga Uljanowa, eine Nichte Lenins, erhob jetzt gegenüber der Moskauer Tageszeitung Komsolmolskaja Prawda Anspruch auf den seit Jahrzehnten vor sich hinzinsenden Betrag. Fraglich ist noch, wie die Zinsen von 1939 bis heute zu berechnen sind. Legt man einen Zinssatz von vier Prozent pro Jahr zugrunde, hätte Uljanowa Anspruch auf 125,47 Franken, das sind umgerechnet knapp 155 Mark.