Sehr geehrte Damen und Herren!

Stadtrat der Landeshauptstadt Salzburg

Mag. Siegfried Mitterdorfer

5024 Salzburg, 17.11.1997

Schloß Mirabell

An das

Studio West

Verein Freier Film- und Videoschaffender

Betrifft: Spielfilm "Heimat ist...", Ansuchen um Übernahme der Aufenthalts- und Übernachtungskosten für das Drehteam

Sehr geehrte Damen und Herren!

Zu Ihrem Ansuchen, die Stadt Salzburg möge aus Mitteln des Fremdenverkehrs die Aufenthaltskosten für jenes Drehteam, das den Spielfilm "Heimat ist" produzieren soll, (übernehmen), darf ich Ihnen nach eingehender Prüfung des Finanzierungsplanes, des Drehbuches und des Produktionsmotives folgendes mitteilen:

1. Als Fremdenverkehrsstadtrat bin ich nicht bereit, einen Film finanziell zu unterstützen, der in der Stadt Salzburg gedreht wird und in dem die Salzburger indirekt als Rassisten dargestellt werden. Eine solche Anfälligkeit für rassistisches Verhalten vermag ich im Alltag weder bei den Salzburgern noch bei allen anderen Österreichern zu erkennen. Insofern ist der Film eine bösartige Verdrehung der Tatsachen. Von einer entsprechenden Werbung für die Stadt Salzburg, mit der Sie Ihr Förderungsansuchen begründen, kann daher keine Rede sein. Der Film ist für Salzburg eine Negativwerbung und kann daher auch sinnvollerweise nicht unterstützt werden.

2. Als Politiker bin ich ganz generell nicht bereit, Filme zu unterstützen, die zum größten Teil mit öffentlichen Mitteln finanziert werden. Meine Unterstützungsbereitschaft hält sich vor allem dann in Grenzen, wenn solche Filme einseitige gesellschaftspolitische Schuldzuweisungen vornehmen. So wird im konkreten Fall versucht, den Rassismus als österreichisches Alltagsphänomen darzustellen. Hinter solchen Versuchen steckt eine geistige und eigentlich politische Haltung, mit der ich nicht einverstanden bin.

3. Als Politiker unterstütze ich außerdem keinerlei "Kultur"-Projekte, die ein Ergebnis des vorherrschenden Zwanges zur politischen Korrektheit sind. Ein solches PC-Projekt ist auch das von Ihnen für Ihren Film strapazierte Europäische Jahr gegen den Rassismus. Daß so etwas für notwendig gehalten wird, heißt ja nichts anderes, als daß der Rassismus in Europa und damit auch in Österreich als so starkes Problem angesehen wird, daß es mit Millionenaufwand bekämpft werden muß. Die Österreicher haben es nicht notwendig, sich in irgendeiner Form als Rassisten diffamieren zu lassen.

Aus den genannten Gründen ersuche ich um Verständnis, daß für Ihren Film keinerlei Mittel aus dem Fremdenverkehrsbudget zur Verfügung gestellt werden können.

Mit freundlichen Grüßen

S. Mitterdorfer