Flotter Dreier mit den Reps?

Le Pen und der Vlaams Blok suchen einen deutschen Koalitionspartner für das Europaparlament

Das neofaschistische Theorieorgan Nation & Europa (N&E) ist seit Ende des vergangenen Jahres wieder einmal darum bemüht, die "Einheit der Rechten" bundesweit unter Einbeziehung europaweiter Allianzen zu organisieren. Aus diesem Grund wurde bereits am 2. November 1997 im oberbayerischen Kösching ein Treffen der "Nation-Europa-Freunde e.V." durchgeführt. Unter dem Motto "Patrioten aller Länder, vereinigt Euch!" versammelten sich laut Eigenangaben von N&E fast 800 Rechte aus Deutschland, Frankreich und Belgien.

Das Konzept für die rechte Verbrüderung, umreißt N&E-Redakteur Karl Richter wie folgt: "Deutsche Patrioten, mit Handschlag vereint. Und das möglichst schon zum Wahljahr 1998. Noch scheint die Wirklichkeit davon Welten entfernt, bestimmen Vorbehalte, Vereinsmeierei und Ausschließlichkeitsansprüche das Bild. (...) in der Hoffnung, daß aus Zwietracht endlich Eintracht wird. Viel Zeit bleibt diesem Land nicht mehr." Einen Vorgeschmack auf die heile Naziwelt gab es auch in Kösching. Unter Leitung des N&E-Mitherausgebers Peter Dehoust saßen Yvan Blot (MdEP, Front National), Frank Vanhecke (MdEP, Vlaams Blok ), Harald Neubauer (N&E-Mitherausgeber, Ex-Rep-Vorsitzender Bayern) und der ehemalige Vorsitzende der Republikaner, Franz Schönhuber, auf dem Podium; ein Gastreferat steuerte Alfred Mechtersheimer bei.

Blot überbrachte eine Grußadresse des FN-Chefs Jean-Marie Le Pen, in der dieser an die "zersplitterte deutsche Rechte" appellierte, eine "gemeinsame Plattform" zu finden. In europäischer Dimension erstrebt der FN eine "Technische Fraktion" im Europäischen Parlament. Um eine solche Fraktion bilden zu können, bedarf es dreier Parteien. Die erste ist der FN und die zweite der Vlaams Blok aus Belgien. Nun sucht Le Pen eine dritte - in Deutschland. Diese Funktion würden sehr gerne die Reps erfüllen. So war von Christian Käs, dem stellvertretenden Rep-Vorsitzenden, fern des N&E-Treffens zu hören, daß "Le Pen ohne Zweifel der Kopf der Eurorechten" sei, und daß dieser ohne einen starken Partner im Europäischen Parlament blockiert sei. "Aus Italien oder aus Österreich kommen Absagen", so Käs, "wir sind demgegenüber bereit, dieser Partner zu werden."

Dieser Partnerschaft stehen noch einige Hürden im Weg, die nicht nur funktionalen Charakter haben, wie den dafür notwendigen Einzug der Reps ins Europäische Parlament. Besonders auffälliger Punkt der Dissonanz ist die Beziehung der Reps zu den anderen Freunden der rechten Einheit. Der Rep-Bundesvorsitzende Rolf Schlierer fährt einen deutlichen Abgrenzungskurs nicht nur gegenüber der DVU von Gerhard Frey, sondern auch gegenüber seinem Vorgänger Schönhuber. So wurde der Rottweiler Rep-Kreisvorsitzende und Kreisrat Berndt Welzer seiner Parteiämter enthoben, weil er an einer Versammlung mit dem ehemaligen Kämpfer der Waffen-SS, Franz Schönhuber teilgenommen hatte.

Ähnlich erging es auch dem Pforzheimer Rep-Stadtrat Fritz Herzberg, der einen "Schönhuber-Freundeskreis" organisiert hatte und sich von Schlierer den Vorwurf anhören mußte, daß es sich um "schwer parteischädigendes" Verhalten handele.

Besonderes Gewicht bei den Einigungsbestrebungen hat jedoch der Oberstleutnant a.D. Alfred Mechtersheimer, Gründer und Leiter des "Friedenskomitee 2000". Er kämpft emsig gegen den "bitteren Beigeschmack", den man beim Blick auf "den zerstrittenen Haufen der deutschen Nationalen" verspüre, wie er in Kösching erklärte. Er hat in jüngster Vergangenheit alle wichtigen Appelle der rechten Szene mitunterzeichnet und referierte regelmäßig bei Rep-Veranstaltungen, zuletzt bei deren Bundesparteitag in Dietmannsried (Jungle World, Nr. 44/97).

Bei dem von seiner "Deutschland-Bewegung" initiierten Wartburgfest im Oktober 1997 waren zahlreiche rechte Protagonisten vertreten, wie Baldur Springmann, Karlheinz Weißmann,

Helmut Kamphausen (Mitarbeiter des Ostpreußenblattes), Götz Kubitschek (Initiator der "Arbeitsgemeinschaft Paulskirche", die gegen die Wehrmachtsausstellung hetzt) und die völkische Bardin Iris-Kathrin Fischer alias Swantje Swanhwit. Auch bei der Bundesversammlung der "Jungen Landsmannschaft Ostpreußen" Ende letzten Jahres referierte der Starnberger "Friedensforscher".

Mechtersheimer, der bundesweit in nahezu allen rechten Spektren akzeptiert wird, tut offensichtlich alles in seiner Macht stehende, um "Gleichgesinnte zum Vorteil der gemeinsamen Sache zusammenzuführen", wie es in der "Köschinger Resolution" des Nation & Europa-Treffens heißt.