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Der Vorstand des Ressorts Vergnügungen gestaltete letzte Woche eine spontane Party zu Ehren des Feuilletons in den Redaktionsräumen der Jungle World. Ein zweites Ressortmitglied gesellte sich dazu und verkostete die mitgebrachten geistigen Getränke. Da war zunächst der Aprikosengeist aus Ungarn mit vielen Ös und Üs im Namen, alsdann Grappa Chardonnay und schließlich Enzianschnaps aus Österreich. Beim Enzianschnaps lief der Verkoster zum Klo und spuckte aus.

Anschließend empfahl er die Einnahme in umgekehrter Reihenfolge. Man beginne mit Enzianschnaps, lasse den Grappa folgen, um schließlich zur absoluten Krönung, zum Aprikosenschnaps aus Ungarn, zu gelangen. Dazu gab es zwei Salatschüsseln mit Chips und Flips, zwei Weine, ein weißer Chardonnay und zwei Rote aus dem Süden, rundeten den Abend ab, so daß es gelegentlich zu einer Runde zu dritt kam, wenn sich die Redakteure im Wechsel dazugesellten. Kundig auf dem Gebiet des Aufspürens von Druckfehlern, bin ich schon jetzt gespannt auf die nächste Ausgabe.

Das Ende des Abends: Eigentlich hatte ich nur noch eine Station mit der S-Bahn vom Zoo zurückzulegen. Erwachte schließlich gemütlich ausgestreckt über sechs oder sieben türkisfarbenen Sitzen in Babelsberg im leeren Abteil. Auf der Rückfahrt nahm ich - Tigerhose, eng, rote Lackschuhe, sei hier mal klar betont - einen einsamen Mitreisenden wahr, kann sein, daß es ab und zu zwei waren. Meinen Zielbahnhof passierte ich abermals zweimal im Schlafe. Diesmal war es schwarz auf weiß die Warschauer Straße, die durch einen Nebelschleier aufleuchtete. Da gehandelt werden mußte, kam mir die Idee, ein Taxi zu nehmen. Der Taxifahrer meinte, ich sei aber eine mutige Frau, so alleine nächtens in der S-Bahn zu wohnen. Wie gesagt, Tigerhose, rote Lackschuhe, liegend und schlummernd, von Zoo bis Babelsberg und zurück, weit über Zoo hinaus in den Osten. Ohne besondere Vorfälle. Nur ein einsamer Mitreisender, vielleicht der, der mir auf der Warschauer Straße den Schlüsselbund hinterhertrug, zog das Geld vor. Soll er eben auch ein bißchen was von der Party haben.

Vorstand Vergnügungen