Alle gegen Schmuddelsex

Frau Gerda Fleddermann-Albes sagt, was Frau Fleddermann-Albes sagen muß. In ihrer Funktion als Vorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED) erklärte Fleddermann-Albes, es sei nicht länger hinzunehmen, daß tagsüber "in breitester Weise unter dem Deckmantel sogenannter Talkshows über sexuelle Abartigkeiten berichtet wird", und rief auf dem Bundeskongreß des Verbands in Münster am letzten Wochenende zum "Kampf gegen den Schmuddelsex" im Fernsehen auf.

Auch Bayerns SPD-Chefin Renate Schmidt empfiehlt sich bei einer christlich-konservativen Wählerschaft mit der Forderung nach einem Stubenreinheitsgebot bzw. Verbots von "Schmuddel-Talkshows" im Nachmittagsprogramm. Die Vorsitzende des Bayerischen Jugendrotkreuzes (BJRK) meinte, die Sendungen mißachteten die "minimalsten Kriterien von Moral und Kultur". Mit einer Medienkampagne will das Jugendrotkreuz vor allem den Privatsendern den christlichen Wertehorizont aufzeigen. Allerdings scheint man sich keine Hoffnungen zu machen, daß die Appelle verfangen. "Wenn das", so Schmidt über die Aussichten auf Besserung, "nicht klappt, müssen Gesetze geändert werden." Vorerst aber will man Prominente für Fernseh- und Radiospots gegen Talkshows mit "bizarren Sexthemen" gewinnen. Und weil alles irgendwie zusammengehört, will die Kampagne unter dem Motto "Respekt vor Kindern" auch gegen Mißbrauch und prügelnde Eltern protestieren.

Auch in der CSU ist man gegen dirty talking.Höhere Bußgelder für Verstöße gegen den Jugendschutz im TV forderte der für Medienpolitik zuständige Staatsminister Kurt Faltlhauser (CSU), der eine Verschärfung des Rundfunkstaatsvertrags, wie sie Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) bereits fordert, für denkbar hält. Bußgelder wegen eklatanter Verstöße gegen den Jugendschutz, wie zum Beispiel bei den sogenannten "Schmuddel-Talks", sollten so hoch sein, "daß sich solche Sendungen auch wirtschaftlich nicht mehr lohnen". Losgetreten hatte die Anti-Schmuddel-Kampagne CDU-Familienministerin Claudia Nolte, die kürzlich an die Sender appelliert hatte, auf "Schmuddel-Sendungen" am Nachmittag zu verzichten.

Faltlhauser begrüßte das Vorhaben des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPTR), einen Verhaltenskodex zu schaffen, um "sauberes Fernsehen" anzubieten. Nicht ins Nachmittagsprogramm gehört, so der CSU-Medienexperte, eine Themensendung wie "Kauf dir endlich Strapse". Andererseits macht sie nach Ladenschluß auch keinen Sinn mehr.