Ungarn: Nationalismus siegt

Wenig Zuspruch fanden die ungarischen Parlamentswahlen am 10. Mai. Nur rund 56 Prozent der mehr als acht Millionen Wählerinnen und Wähler traten den Gang zur Urne überhaupt an. Die sozialistische MSZP des Ministerpräsidenten Gyula Horn wurde zwar erneut stärkste Partei, allerdings zeichnete sich ein deutlicher Rechtsruck ab. Während der bisherige MSZP-Koalitionspartner Bund Freier Demokraten erhebliche Stimmeneinbußen erlitt, konnten vor allem rechte Parteien Erfolge verbuchen. So der Bund Junger Demokraten, deren Programm keineswegs speziell auf Jugendliche abzielt, sondern durch einen nationalistisch geprägten Wirtschaftsliberalismus gekennzeichnet ist. Er erzielte mehr als 28 Prozent der Stimmen. Deutliche Zugewinne ergaben sich auch für die rechte Partei der Kleinbauern und die extrem-rechte Gerechtigkeitspartei, die mit 5,55 Prozent den Sprung ins Parlament schaffte. Horn zeigte sich darüber zwar "betroffen", aber auch seine MSZP hatte im äußerst nationalistisch geprägten Wahlkampf fleißig mitgemischt. Am 24. Mai werden Stichwahlen über die endgültige Verteilung der 386 Parlamentssitze entscheiden.