Suharto light oder Reformasi total?

Die neue indonesische Regierung unter Präsident Bacharuddin Jusuf Habibie wagt vorsichtige Reformen - in der Hoffnung, so die Proteste einzudämmen. So wurden am 27. Mai zwei prominente politische Gefangene entlassen und bisher verbotene Gewerkschaften legalisiert. Außerdem erklärte Habibie, er habe sich mit den Abgeordneten der Volksvertretung darauf geeinigt, binnen Jahresfrist Neuwahlen abzuhalten. Vorher aber müßten das politische System und die Parteienlandschaft "liberalisiert" werden. Neben den bisher zugelassenen drei Parteien sollen sich weitere für eine Beteiligung an den Wahlen bewerben können. Das gelte aber nicht ohne Einschränkung: Parteien, die sich "ethnisch" oder religiös definieren, sollen in der indonesischen Parteienlandschaft keinen Platz haben. Amien Rais, einflußreicher Oppositionspolitiker und Vorsitzender der islamischen Organisation Muhammadiya Ulama, will sich damit allerdings nicht abfinden. Er bezeichnete die Wartezeit bis zu dem geplanten Urnengang als zu lang und sprach sich statt dessen für einen Termin innerhalb der nächsten zwei Monate aus.

Auch auf den Straßen des Landes gingen die Proteste weiter. In Jakarta forderten mehrere Hundert Studenten Habibies Rücktritt und eine "Reformasi total". Währenddessen waren auf der Insel Sumatra erneut Unruhen und Plünderungen zu verzeichnen. Daß die Situation in dem Land weiterhin kritisch bleiben wird, zeigte sich auch im Bankensektor des Landes: Bank Central Asia, das größte private Geldinstitut des Landes wurde unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt, weil die Kunden massenhaft ihre Konten geräumt und die Bank damit zur Zahlungsunfähigkeit gebracht hatten. Michel Camdessus, Präsident des Internationalen Währungsfonds, gibt sich dennoch zuversichtlich. Die Situation sei zwar unklar, die neue Regierung sei aber "reformorientiert". Nach Camdessus kommt Indonesien innerhalb der Asienkrise eine Schlüsselrolle zu, die künftige Entwicklung in der Region sei stark von dem Inselreich abhängig.