Exportverträglicher Ausstieg

"Zügig" hatte der Spiegel den Ausstiegsplan, den er bei SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder entdeckt haben wollte, genannt. Erwartungsgemäß sah Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) "den Ausstieg der deutschen Wirtschaft aus der technologischen Weltliga" kommen. Nach dem angeblichen Schröder-Konzept sollten die sechs ältesten Kernkraftwerke innerhalb von vier Jahren abgeschaltet und die Betriebszeit der Meiler auf 40 Jahre begrenzt werden. Im letzten AKW würde demnach im Jahr 2028 das Licht ausgemacht. Ein moderater Plan, aber konkreter als alles, was man bisher von Schröder gehört hatte. Die Wahlchancen konnte das nur erhöhen: Nur 35 Prozent der Deutschen wollen nach der jüngsten Dimap-Umfrage an der Kernenergie festhalten. Schröder ließ drei Tage über seine Pläne spekulieren, um dann zu dementieren: Er wolle nur "im Konsens mit der Atomindustrie die Frage klären, wie wir es schaffen können, die Kernkraftwerke vom Netz zu nehmen". Damit war wieder alles beim alten.

Der AKW-Hersteller Siemens, der ohnehin keine wenig profitträchtigen Neubauten in Deutschland plant, setzt unterdessen weiter auf das Exportgeschäft. Noch vor der Bundestagswahl will der Konzern beim Bundesumweltministerium ein standortunabhängiges Prüfverfahren für den kostensparenden Siedewaserreaktion "SWR 1 000" beantragen. Siemens hofft auf das deutsche Gütesiegel "genehmigungsfähig" als internationale Werbemaßnahme.