Oviedo frei - kein Spaß dabei

Für eine mittlere Staatskrise in Paraguay hat die Freilassung des früheren Armeechefs und Putschgenerals Lino Oviedo gesorgt. Der erst seit Mitte August amtierende neue Präsident des südamerikanischen Staates, Raœl Cubas Grau, hatte seinen früheren politischen Mentor Anfang vergangener Woche per Dekret aus der Haft entlassen - und somit sein wichtigstes Wahlversprechen erfüllt. Oviedo war im März dieses Jahres wegen eines Putschversuchs im April 1996 zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

Doch statt Lob über die Einhaltung von Wahlversprechen einzuheimsen, droht Cubas nun ein parlamentarisches Verfahren zur Amtsenthebung: 65 von 121 Senatoren des Parlaments verurteilten das Vorgehen Cubas als "verfassungswidrigen Amtsmißbrauch". Unter den Gegnern der Freilassung Oviedos befanden sich zahlreiche Parlamentarier der regierenden Colorado-Partei. Der Bruder des Präsidenten, Carlos Cubas Grau, trat sogar aus Protest von seinem Posten als Handels- und Industrieminister zurück.