Schwarz-brauner Händedruck

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Heinrich Lummer kämpft gemeinsam mit Faschisten gegen die Rote Flut

Die Besorgnis um den Zustand "unseres Volkes" läßt gerade in Zeiten kurz vor der Wahl alle möglichen Rechtsausleger zusammenrücken. Für einen gemeinsamen Kampf gegen die "Rote Gefahr" hat sich nun der CDU-Rechtsaußen aus Berlin, Heinrich Lummer, Schützenhilfe von den Freunden des Vereins Die Deutschen Konservativen e.V. um den ehemaligen Bild- und Hörzu-Reporter Joachim Siegerist organisiert.

Diese veröffentlichten in den letzten Wochen eine Broschüre des Bundestagsabgeordneten Lummer. Das unter dem Titel "Das rote Quartett" veröffentlichte Pamphlet präsentiert die bevorstehende Bundestagswahl als eine Wahl, die vor allem zur Qual werden wird. Denn wen soll man schon wählen, wenn die "Sozialdemokratisierung der CDU (...) bereits nicht mehr aufzuhalten" ist, jedoch mit einer Stimmenthaltung ja "nur dem politischen Gegner geholfen" wird? Und so werden mal wieder die "Roten", diese "in der Tradition des radikalen Flügels der deutschen Arbeiterbewegung" Stehenden, die sich "wieder auf eine Volksfront, die Einheit der Arbeiterklasse" zu bewegen, herbeihalluziniert.

Bereits auf der Titelseite seines Werkes präsentiert Lummer die, die er des Hangs zum Extremismus verdächtigt: Schröder, Lafontaine, Trittin, Fischer. Sie scheinen vielleicht ganz harmlos zu sein, Lummer weiß es jedoch besser und verrät gleich, wer ihr Joker ist: Gregor Gysi von der PDS. Dessen Partei werde nämlich von allen umworben, obwohl sie sich doch nur das Ziel setze, "das deutsche Volk abzuschaffen".

Lummer selbst suchte zu jeder Zeit Kontakt zum Rechtsextremismus und machte es sich zur Aufgabe, den rechten Rand der CDU zu stärken. Mitte der achtziger Jahre war er Innensenator in Berlin und erklärte später die in das Abgeordnetenhaus gewählten Republikaner zu potentiellen Koalitionspartnern.

Die 1986 gegründeten Deutschen Konservativen um Jürgen Siegerist verschicken - obwohl die Mitgliederzahl nur etwa um die zwei Dutzend liegen soll - regelmäßig in Auflagen von mehreren Zehntausend Stück Rundschreiben, in denen Kampagnen angekündigt werden und zu Spenden aufgerufen wird, wie das "Handbuch Deutscher Rechtsextremismus" berichtet. Besonders aufmerksam bemühen sie sich, eine "drohende sozialistische Unterwanderung" von SPD und Grünen aufzuzeigen. Eine größere Bedeutung hat der Verein im rechten Spektrum nie erzielt, er kann sich jedoch nach Angaben von Siegerist auf einen größeren Kreis von Förderern stützen.

Seine Aktivitäten entfaltet der Vorsitzende Siegerist vor allem in Lettland. 1992 erhielt er die lettische Staatsbürgerschaft, im Juni 1993 zog er für die Lettische Bewegung der Nationalen Unabhängigkeit (LNNK) in das Parlament ein. Später wurde er zwar von der Fraktion ausgeschlossen, dies schmälerte seinen Tatendrang zur Gründung einer "Volksbewegung für Lettland" allerdings nicht. Er arbeitete mit Verbänden ehemaliger SS-Angehöriger zusammen und konnte mit seiner Partei 1995 über 15 Prozent der Stimmen, das entspricht 16 Mandaten, für das lettische Parlament erzielen. Eine Regierungsbeteiligung von Siegerist scheiterte an der ablehnenden Haltung aller anderen Parteien seiner Gruppierung gegenüber.

Die Zusammenarbeit mit Lummer ist für Siegerist nichts Neues. Bereits in früheren Jahren traten die beiden Zusammen im Kreis der Konservativen Aktion (KA) zusammen auf. Deren Hauptaktivität bestand in einer Kampagne zur Freilassung des ehemaligen Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß. Zu den Unterstützern gehörten neben den KA-Vorstandsmitgliedern, dem tschechischen Schachgroßmeister Ludek Pachmann und Chlodwig Prinz zur Lippe auch der Historiker Golo Mann, der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident Heinrich Hellwege und der Ex-Innenminister Alfred Seidl. Gegründet worden war die KA 1981 als Wahlverein für Franz-Josef Strauß. In ihrem Kuratorium saß auch der damalige ZDF-Moderator Gerhard Löwenthal.

Nach einem Streit bei der KA gründete Siegerist 1986 als "rechte Absplitterung" ("Handbuch Deutscher Rechtsextremismus") Die Deutschen Konservativen (DK). Als Verantwortlicher zweier Rundschreiben der DK wurde Siegerist 1994 wegen Aufstachelung zum Rassenhaß verurteilt. Von Anfang an war Lummer an Siegerists Seite zu finden. 1987 und 1989 redete er bei DK-Kongressen.

Bis auf den heutigen Tag versuchen Lummer und Siegerist gemeinsam, ihren Beitrag zur "Rettung der Deutschen" zu leisten. In einem von beiden unterzeichneten Rundbrief ("In Sorge um Deutschland") heißt es, "die Zersplitterung der nationalen Rechten in Deutschland" sei "ein politisches Unglück". Man müsse sich "gegen die Roten" verbünden. Die Parole "Freiheit oder Sozialismus" habe "erneut aktuelle Gültigkeit". In der FAZ und anderen deutschen Zeitungen veröffentlichten Siegerist und Lummer gemeinsam eine Anti-Schröder-Anzeige. Wenn sie jetzt Lummers Pamphlet "Das rote Quartett" auf den Markt bringen, spielen sie nur eine weitere braune Karte.