Fliegt kein Flieger mehr

Manfred Kanther (CDU) läßt sich nicht entmutigen. Zwar sind Abschiebungen nach Jugoslawien wegen des gegen Belgrad verhängten Landeverbots für Maschinen der staatlichen Fluggesellschaft JAT vorübergehend ausgeschlossen. Was der Innenminister per Luft nicht mehr schaffen kann, will er nun aber auf dem Landweg durchsetzen - sofern die in Frage kommenden Drittländer Durchreisegenehmigungen erteilten. Er begründete dies mit der "wachsenden Zahl" flüchtender Kosovo-Albaner: Im August hätten 3 400 Jugoslawen, davon achtzig Prozent aus dem Kosovo, einen Asylantrag in Deutschland gestellt. In einem Rückführungsabkommen hatten sich Bonn und Belgrad im Herbst 1996 darauf verständigt, jugoslawische Flüchtlinge ausschließlich mit der JAT abzuschieben. Deren Flugzeuge dürfen jedoch seit Anfang September auf europäischen Flughäfen nicht mehr landen. Allein Großbritannien, die Schweiz, Belgien und Griechenland beteiligen sich nicht an der EU-Sanktionsmaßnahme. Der rheinland-westfälische Innenminister Walter Zuber (SPD) hält Kanthers Vorstoß für einen "abenteuerlichen Vorschlag". Zuber verwies unter anderem darauf, daß die jugoslawische Regierung den albanischen Flüchtlingen keine Einreiseerlaubnis erteilen würde.