Triumph der Eitelkeit

Weil offenbar immer weniger namhafte Journalisten bereit waren, "anonym" für den Spiegel zu schreiben, gibt das Nachrichten-Magazin die bisher nur mit wenigen Ausnahmen (Augstein, Broder, Leinemann, Mohr u.ä.) praktizierte Regelung auf, Artikel nicht namentlich zu kennzeichnen. Daß dem Individualismus Tür und Tor geöffnet werde und der Mannschaftsgeist des Magazins darunter leide, befürchtet die Traditionalisten-Fraktion der Redaktion. Unnötigerweise. Denn die berüchtigte Spiegel-Sprachmaschine zur Tilgung stilistischer Eigenheiten wurde bislang nicht ausgemustert. Autoren, die ihre Texte nach dem Lektorat nicht mehr wiedererkennen, haben es in Zukunft allerdings leichter, die Beiträge zu identifizieren - anhand des Namens.