Cardoso will Opfer

Kaum hat der brasilianische Präsident Fernando Henrique Cardoso den Wahlsieg in der Tasche, spricht er von den "Opfern, die jetzt gebracht werden" müßten. Vor allem die steigenden Defizite des Staatshaushaltes bereiten dem alten und neuen Präsidenten Kopfzerbrechen. Seit der Rubel-Abwertung ist auch die brasilianische Landeswährung Real unter starken Druck geraten. Innerhalb eines Monats hatten Investoren über 30 Milliarden Dollar aus dem Land abgezogen. Um die Kapitalflucht aufzuhalten, wurden die Leitzinsen drastisch erhöht - zuletzt auf rund 50 Prozent. Nun stellt sich für die Regierung das Problem, wie sie die Folgekosten bewältigen soll: Die Binnenverschuldung hat sich mit rund 280 Milliarden Dollar fast verdoppelt, die Rekordzinsen treiben den Staatshaushalt geradewegs in den Ruin. Der Internationale Währungsfonds hat Brasilien zwar vergangene Woche einen Kredit von 35 bis 50 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Doch wie das Land seine Schulden wieder abtragen soll, bleibt nicht nur für die IWF-Experten ein Rätsel. Cardoso möchte vor allem bei den Ausgaben für das Sozialsystem und den Öffentlichen Dienst sparen. Den genauen Reformplan will er aber erst am 20. Oktober verraten - nach den Stichwahlen für die Gouverneursämter.