Anders Fernsehen

"Mona Lisa" gibt's demnächst auch für Schwule und heißt "Anders Trend". Los gehts am 22. Dezember auf RTL, dem einzigen Sender, der nicht nur Interesse für das TV-Magazin bekundet hatte, sondern seinem Publikum auch zutraut, dies Format zu verkraften. "Alle waren vom Thema angetan, hatten aber letztlich Angst vor den Reaktionen", sagte der Chef der Produktionsfirma Center TV, Andreas Zalbertus, gegenüber der SZ über die Verhandlungen mit den übrigen Anstalten. Zalbertus, der bereits die RTL-Magazine "Money Trend", "Future Trend" und "Natur Trend" produzierte, setzt nicht allein auf die schwule Zielgruppe, sondern will die "neugierigen" Heteros gleich mitbedienen. Wir erinnern uns: "Brigitte-TV" wollte Fernsehen für Frauen machen und nebenbei die Männer von der zeitgleich ausgestrahlten Sportschau abziehen - zugeschaut hat schließlich keiner und keine. Für den schwul-heterosexuellen Akzeptanzschub des Magazins soll der familienserienerprobte Schauspieler Carsten Uecker sorgen. Immerhin gehört der schwule Arzt Carsten Floeter, den Uecker in der "Lindenstraße" spielt, zu den populärsten Figuren der Soap. Konzipiert wurde die Sendung von David Wilms, den man entweder aus der im Berliner Regionalsender FAB 1991 gelaufenen Reihe "Andersrum" oder aus der "Lindenstraße" kennt, wo er ab und zu als Freund von Carsten Floeter zu sehen war. "In den Talkshows und Sex-Magazinen kommen nur der Lederkerl und die Tunte vor, 80 Prozent der schwulen Gemeinschaft findet nicht statt", sagt Wilms über die Idee von Anders-TV. - Ob sie das neue Magazin mit dem leicht blödsinnigen Titel mögen, müssen Zuschauer und Werbekunden allerdings ad hoc entscheiden: Floppt der Test-Pilot, geht "Anders Trend" erst gar nicht in Serie.