Herta Däubler-Gmelin, Justizministerin

Schauen sie auf die Männer auf dem Foto: Sie sitzen auf einem Bett ohne Matratze, weil sie keinen Stuhl haben. Sie haben keine Schuhe an, oder wenn, dann ganz schlechte. Das kommt, weil sie sogenannte Asylanten sind. Die Männer sind aus dem Sudan geflohen und sitzen nun im Asyl- Bereich des Frankfurter Flughafens. Hier werden Sie keine Adilette finden. Schauen Sie nun auf die Frau am linken Bildrand. Die Frau ist sehr besorgt. Das kommt, weil sie es nicht gut findet, daß die Männer noch nicht einmal eine Adilette haben und hier sitzen müssen. Die Frau fordert, daß der sogenannte Asylkompromiß, den ihre Partei mit der regierenden CDU/CSU geschlossen hat, geändert werden muß. Den Verfassungsrichtern, die dieses Asylgesetz im wesentlichen bestätigen, wirft sie mutig vor: "Das ist die höchstrichterliche Variante des Mottos: Ich wasche meine Hände in Unschuld." Sie merken es: Das Foto ist schon etwas älter. Es wurde am 28. August 1995 aufgenommen. Zwei Wochen später wurden die Männer auf dem Foto in den Sudan abgeschoben, was die Frau als "zynisch, unchristlich und unmenschlich" kritisierte.

Zweieinhalb Jahre später ist die Frau auf dem Bild Bundesministerin der Justiz. Und auf dem Bett liegt jetzt eine Matratze.