Himmlischer Lohn

Auch ein Leben als Magd lohnt sich irgendwann. Wenn nicht in diesem, so doch im nächsten Leben. Wie bei Anna Schäfer. Zu Anfang des Jahrhundert begann sie im Alter von 14 ihre Laufbahn als Haushaltsgehilfin in Regensburg, die vier Jahre später eine in dieser Branche durchaus übliche Wendung nahm. Als sie in der Waschküche ihres Herren ein loses Ofenrohr befestigen wollte, stürzte sie kopfüber in einen Kessel kochender Waschlauge. Nachbarn zogen das Mädchen aus dem Trog und brachten sie ins Hospital. Dort versuchten Ärzte monatelang, ihr zu helfen - doch Anna war bis an ihr Lebensende ans Bett gefesselt.

Aber selbst in diesem Zustand machte sie sich weiter nützlich: Sie deutete ihren Arbeitsunfall als "Teilhabe am Leiden Christi" und spendete ihren proletarischen Zeitgenossen viel Trost und Segen. Kinder seien mit Bergen von Wiesenblumen in ihr Krankenzimmer geströmt wie zu einer Märchenfee, schreibt das Regensburger Bistumsblatt. "Nach den Normen der Leistungsgesellschaft war sie ein Sozialfall", kommentierte dazu die Nachrichtenagentur AP, "nach den Maßstäben der Erlebnisgesellschaft führte sie ein entsetzlich langweiliges Leben." Der Papst erklärte sie hingegen vergangenes Wochenende zu einem besonders gelungenen Modell menschlichen Daseins. Jetzt ist Anna Schäfer endlich selig.