Ritter Handke

Peter Handke, der in den Siebzigern und Achtzigern von der Linken wegen Privatismus und Pseudoreligiosität, in den Neunzigern von der Rechten wegen politischer Einmischung und Pseudoreligiosität befehdete Schriftsteller, hat seine Ankündigung wahrgemacht und ist während der Luftangriffe nach Belgrad gereist, um dem Angriff der grünen Männchen - wir berichteten - beizuwohnen. Nach seiner Ankunft wurde er prompt zum "Serbischen Ritter" geschlagen.

Unterdessen haben sich einige alte Handke-Feinde zu Wort gemeldet. Susan Sontag sagte, in New York sei der Kärntner erledigt. Der Schweizer Romancier, Dramatiker und Übersetzer Jürg Laederach ("Flugelmeyers Wahn"), der wegen Handkes umstrittener SZ-Reportage über seine Reise ins zünftige Serbien den Suhrkamp-Verlag verlassen und den literarischen Reporter in die Nähe der Nazis gerückt hatte, glaubt nun, bei Handke eine "fortschreitende geistige Umnebelung" zu erkennen. Zwar zeugt Handkes Bemerkung, die Serben seien nach den Juden in diesem Jahrhundert am meisten verfolgt worden, nicht gerade von großer Einsicht. Aber wenn er "umnebelt" wäre, müßten es der deutsche Außen- und der deutsche Verteidigungsminister, die von einer "Ausrottung" der Albaner sprechen und diesen "Völkermord" mit Auschwitz vergleichen, ebenfalls sein. Dabei ist das doch alles Absicht, nicht wahr?