Serben sauer auf Grass

Wenn er nichts sagt, wird er kritisiert, wenn er etwas sagt, ebenso: Günter Grass, der Vertreter Bölls auf Erden. In Grass' persönlicher Ansicht zu den Nato-Luftangriffen, sie seien "notwendig", wenn sie auch "verspätet" kämen, sieht der serbische Schriftstellerverband eine Überschreitung der "Bevollmächtigungen" des Schriftstellers. Vielleicht wissen die Serben nicht, daß ein Schriftsteller im Westen die Lizenz zum Reden hat und nicht erst spricht, wenn er dazu aufgefordert wird.

Grass hatte auf der Leipziger Buchmesse außerdem bemerkt: "Hier wird in einen stattfindenden Krieg, der viel zu lange schon anhält, eingegriffen. Das Drama und die Tragödie begann 1989/1990, als Milosevic die Autonomie der Albaner (aufgekündigt und) 1990 Truppen hingeschickt hat." Die Bundesrepublik sei "mitverantwortlich" für die Katastrophe, "weil sie Kroatien und Slowenien übereilt anerkannt hat". Und: "Es liegt kein Konzept vor auf westlicher Seite. Das dauernde Herummogeln um die Notwendigkeit des Einsatzes von Bodentruppen ist ein Anzeichen dafür." Es gebe auch keinen Plan für den Wiederaufbau nicht nur des Kosovo, sondern auch von "Gesamtserbien, wo ja auch viel zerstört wird".

Dennoch bestehen die serbischen Schriftsteller darauf, Grass habe sein "Ansehen, die deutsche Sprache und Kultur mißbraucht". Hätte er es doch getan.