Antifa heißt Arbeit (leider)

Kein Aprilscherz

Für Kulturlinke sind es die Buchmessen, für Ökos und Anti-AKWler waren es (und werden es wieder sein) die Castor-Transporte, Deutschland-GegnerInnen müssen Anfang Oktober früh aus den Federn. Aktivitätsschübe, die von außen vorgegeben werden, sind häufig saison-, wochen- oder tagesbedingt. Da heißt es dann: "Don't cry - work!" (Rainald Goetz).

Auch Antifas in Deutschland haben ihr Päckchen zu tragen. Sowieso und immer. Aber besonders im April: Führergeburtstag, die üblichen Nazi-Frühjahrsveranstaltungen, Vorbereitung auf den 1. Mai, den Tag der (grrr!) Arbeit. Was tun? Eigene Aktionen durchführen? Die der Nazis verhindern? Oder beides? Aber wie läßt sich eine eigene Demo in Bonn, Baden-Baden oder der Berliner Provinz mit Gegenaktionen zum geplanten NPD-Aufmarsch in Bremen verbinden? Weichen die Nazis doch noch nach Leipzig aus? Oder woanders hin?

Klar ist nur, daß das alles Arbeit mit sich bringt: Ein Vorbereitungsplenum hier, Busse organisieren dort, Bündnisse bilden und pflegen - Antifa heißt sich abstrampeln. Hinzu kommen noch die Wahlkampf-Auftritte der Nazi-Parteien und ihrer Anhänger: Magdeburg, Frankfurt/Oder, Berlin-Weißensee. Ganz Brandenburg. These are the days of April. Und, wer hat denn ein Auto, einen Fotoapparat, ein Handy? Reiner Streß, sowas.

Klar, es soll Leute geben, denen das Spaß macht. Die erst zur Höchstform auflaufen, wenn in letzter Minute ein Fahrzeug ausfällt, das Ordnungsamt neue Auflagen präsentiert oder die Batterien des Megaphons kurz vor der Kundgebung leer sind. Ärgerlich: Antifa-"CheckerInnen", die sich immer irgendwie richtig wichtig fühlen, sind es plötzlich tatsächlich.

Noch ärgerlicher ist es allerdings, dafür auch noch auf Schlaf verzichten zu müssen. Immer marschiert diese Brut deutscher Frühaufsteher spätestens am Mittag auf. An Stellen, die mehrere hundert Kilometer vom eigenen Wohnort entfernt sind. Natürlich ist diese Entfernung ganz prima, schlecht hingegen ist ein Wecker, der um vier Uhr morgens - wegen langer Anfahrtswege - klingelt. Was heißt schlecht? Es ist schwere Arbeit.

Als "eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln", hat ein Trierer Hobby-Ökonom einmal die Plackerei zu verherrlichen versucht.

Voll daneben: Notwendig ist lediglich, lange zu schlafen; der beste Stoffwechsel ist ein frischer Bettbezug; und auch menschliches Leben läßt sich besser im Liegen denn beim Arbeiten vermitteln. Antifa heißt Ausschlafen, danach Abhängen, erst dann folgt das Arsch-hoch-Kriegen und damit der Angriff.

Dem zitierten Arbeitsforscher muß man aber zugute halten, daß seine Definition der Arbeit 1867 entstand. Damals gab es ja noch keine Antifa