Antifa heißt Coolbleiben

Kampf der Arbeit

Traurig war der geschätzte Kollege aus dem Ressort Internationales: Soeben hatte man ihm am Telefon mitgeteilt - er wollte nur schnell mal fragen, was denn in Freiburg dieses Jahr zum 1. Mai so abgeht -, daß seine Lieblings-Polit-Combo nicht mehr ist. Ein harter Schlag: Das badische "Bündnis gegen Arbeit" hat den Löffel abgegeben.

Und nun? Deutsche Nazis jagen in Bremen? Internationale Nazis jagen in Prag? Oder vielleicht doch ganz schnöde dem Imperialismus und seiner kriegerischen Fratze auf Kreuzbergs Straßen einen entscheidenden Schlag versetzen? Sich woanders der kämpfenden Klasse anschließen? Aber von wegen: "Arbeit für Millionen" (her mit dem Job!) fordert die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD). Andere sind noch verwegener: "Arbeit für alle!"

Das begehrte politische Subjekt hat derweil andere Probleme: "Jugos raus" war jüngst am Rande einer Anti-Kriegs-Demo in Berlin zu hören. Die Demo hatte sich gerade gespalten: in einen Teil, der mit serbischen Fahnen und Milosevic-Portraits laufen wollte, und einen, der gemeinhin gegen Flaggen und Ikonen anmarschiert. Der Kollege am Rande kippte dabei nur sein Bier, schüttelte den Kopf und verwünschte alle zusammen. Besonders aber die "Jugos".

"Deutsche Arbeit"? Oder "Arbeit zuerst für Deutsche"? (NPD bis 1998) Oder "Arbeit nur für Deutsche"? (NPD seit Anfang 1999) Dagegen - kein Problem. In Bremen zum Beispiel. Die dort marschierenden Anhänger deutscher Arbeit von ihrem Vorhaben abzubringen, wird Arbeit genug sein.

Aber warum für Arbeit? Warum in ekligen kleinen Klitschen den Tag verprassen, wo draußen Sonne, Café und noch Schöneres wartet? Geld? Geld allein macht nicht glücklich und ist sowieso nur ein Äquivalent. Für was? Zwei Unzen Gold zum Beispiel sind "20 Ellen Leinwand oder 1 Rock oder 10 Pfd. Tee oder 40 Pfd. Kaffee oder 1 Qrtr. Weizen oder 1/2 Tonne Eisen oder x Ware A". Ahhh! Und für diesen Mist auch noch auf die Straße gehen? Pah! Tausche ein Schaf gegen zwei Weizen.

Kommen wir zur Sache, sprich zur Plackerei. Keine Frage: Gleich morgen wird deren Aufhebung nicht zu holen sein. Aber deshalb die falschen Um-wege gehen? Na gut, wir könnten uns darauf einigen, für den kreativen, coolen Charakter jener Tätigkeit, die man sich angewöhnt hat, mit so unangenehmen Begriffen wie Arbeit zu verunstalten, wir könnten uns also darauf einigen, dafür auf die Straße zu gehen. Aber warum nennen wir diesen Teil nicht einfach zum Beipiel: im Café sitzen, im Park liegen oder eben was Schöneres zu tun. Dann wäre jeder Tag ein Tag der Arbeit. Aber nur dann.