Andere Kriege I

Zum vierten Mal innerhalb einer Woche haben US-Flugzeuge am Mittwoch Radar- und Flugabwehrstellungen beschossen, meldete die Nachrichtenagentur dpa Ende vergangener Woche. Nur die Anzahl der Angriffe verrät, daß es sich nicht um jugoslawische Einrichtungen und Streitkräfte handelt, schließlich werden die zur Zeit viermal täglich angegriffen: Hier geht es um den Irak. Selbst US- und britische Militärbauchredner sprechen mittlerweile von "permanenten Angriffen" auf Ziele in den Flugverbotszonen im Norden und Süden des Landes und begründen ihr Vorgehen mit "Notwehr": Immer häufiger würden die Kampfjets vom gegnerischen Radar erfaßt. Ein irakischer Militärsprecher teilte hingegen nach den vorerst letzten Angriffen am vergangenen Mittwoch mit, daß zwölf Zivilisten ums Leben gekommen seien, als US-Jets nahe der Bezirksstadt Ninive auf Hirten, Schafe und Mähdrescher geschossen hätten.

Indes berichtete die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Wochenendausgabe, daß die südirakische Stadt Basra vor einem Monat für einen Tag von schiitischen Milizen und Aufständischen eingenommen worden sei. Erst 24 Stunden später hätten irakische Elitetruppen die Stadt wieder unter Kontrolle bringen können. Dabei sollen in der Huseini-Moschee schiitisches Propagandamaterial, Geld und Waffen gefunden worden sein. Die Spezialkräfte hätten nach der Durchsuchung die Moschee "dem Erdboden gleichgemacht" (NZZ), mehrere Hundert Schiiten verhaftet und nach Bagdad gebracht. In einem Schiitenviertel am Rande Bagdads sei es in den vergangen Wochen immer wieder zu Angriffen auf Funktionäre der regierenden Baath-Partei gekommen. Der Vorort sei mittlerweile vollständig abgesperrt. Aus Sicherheitsgründen hätten selbst die Geburtstagsfeierlichkeiten für Saddam Hussein am 28. April ohne den Staatschef stattfinden müssen. Der 62jährige traue sich aus Angst vor Attentaten kaum mehr aus seinem Bunker heraus.