Deutsches Haus

Aus einem Auto heraus warfen Rassisten in der Nacht zum 30. April Brandsätze auf ein Asylbewerberheim in Zerbst (Sachsen-Anhalt). Unmittelbar neben dem Haus steht ein Propangastank. Die Brandsätze zündeten jedoch nicht. Mit Steinen bewarfen Neonazis am 1. Mai im Schloßpark von Sanssouci (Potsdam/Brandenburg) eine französische Schulklasse. Dabei wurde ein Schüler am Kopf verletzt. Die Polizei nahm mehrere Tatbeteiligte fest. Am Abend des 2. Mai - einen Tag nach dem gescheiterten NPD-Aufmarsch in der Hansestadt - drangen drei rechte Skinheads in ein überwiegend von Ausländern bewohntes Haus im Bremer Stadtteil Osterholz ein und randalierten dort, brüllten ausländerfeindliche Parolen und versuchten, Wohnungstüren einzutreten. Roma, die in dem Haus wohnten, riefen telefonisch Freunde zur Hilfe. Als 50 mit Stöcken und Latten bewaffnete Roma sowie ein Dutzend Streifenwagen erschienen, suchten die Skinheads das Weite. Nachdem sie zuvor ausländerfeindliche Parolen gerufen hatten, schlugen am 6. Mai in Dresden (Sachsen) zehn deutsche Männer auf einen 17jährigen Tunesier ein und stachen ihn mit einem Messer in Kopf und Beine. Der junge Mann mußte im Krankenhaus behandelt werden. In Henningsdorf (Brandenburg) versuchte am 8. Mai ein deutscher Pkw-Fahrer, einen Iraner zu überfahren. Vorher hatte der 20jährige Golf-Fahrer bereits versucht, den Fahrrad fahrenden 32jährigen Asylbewerber abzudrängen, ihn beschimpft und angespuckt. Am selben Abend bedrohten in Nauen (Brandenburg) zwei deutsche Jugendliche auf dem Heimweg von einem Volksfest einen 17jährigen Türken und versuchten, ihn festzuhalten. Der Angegriffene setzte sich zur Wehr. Einer der beiden Rassisten, ebenfalls siebzehn Jahre alt, bekam dabei ein Messer in den Bauch. Drei hinzukommende Freunde des türkischen Jugendlichen schlugen auch den zweiten Angreifer, einen 15jährigen, nieder. Ebenfalls am 8. Mai überfielen in Magdeburg mehrere Rechtsextremisten einen Mosambikaner und dessen deutsche Freundin. Sie beschimpften den 29jährigen Afrikaner zunächst mit ausländerfeindlichen Parolen, dann traten und schlugen sie auf ihn und die junge Frau ein. Dabei erlitt der Mann durch einen Schlag mit einer Schnapsflasche eine Platzwunde am Kopf. Die Polizei nahm zwei junge Männer als mutmaßliche Haupttäter fest. Die Zahl rechtsextremer Gewalttaten in Sachsen-Anhalt ist im vergangenen Jahr von 66 auf 89 angestiegen: eine versuchte Tötung, fünf Brandanschläge, zwölf Fälle von Landfriedensbruch und 71 Körperverletzungen. 50 Angriffe galten Ausländern, teilte die Verfassungsschutzbehörde in Magdeburg mit, vier seien antisemitisch motiviert gewesen, 26 richteten sich gegen Mitglieder der linken und der Punk-Szene. Insgesamt wurden 1998 1 045 rechtsextreme Straftaten festgestellt. Von 650 registrierten Rechtsextremisten gelten für das Magdeburger Innenministerium 60 als gewaltbereit, gegenüber 50 im Vorjahr. Die Deutsche Volksunion, die bei den Wahlen im vergangenen Jahr mit 12,9 Prozent der Stimmen in den Landtag einzog, hat in Sachsen-Anhalt 700 Mitglieder, die NPD konnte ihre Mitgliederzahl um 150 Prozent steigern und verfügt nun über 100 Aktivisten. Mit mehreren Stichverletzungen in Rücken und Brust wurde am 9. Mai in Berlin-Friedrichshain ein 38jähriger Georgier von seiner Lebensgefährtin tot aufgefunden. Die Täter konnten bis Redaktionsschluß nicht ermittelt werden.