Nato-Bomben im Fischernetz

Als Fischer ein paar Meilen vor Chioggia einen besonderen Fang machten und gelbe Sprengzylinder aus der Adria zogen, beteuerten die italienischen Behörden Anfang der vergangene Woche noch, daß es sich dabei nur um Überbleibsel aus den fünfziger Jahren handeln könne. Einer der Sprengkörper explodierte an Bord und zerfetzte dem Seemann Gino Ballarin den Bauch.

Zwei Tage später verfingen sich erneut einige Hundert kleine Bomben in den Netzhaken der Boote. Was die Fischer schon bei ihrem ersten Fang vermuteten, ist nun Gewißheit: Sie hatten Streubomben, sogenannte Cluster, die auch bei den verheerenden Nato-Luftangriffen auf das Krankenhaus von Nis und einen Bus bei Pristina zum Einsatz kamen, an Bord gezogen. Als die Fischer Alarm gaben, erschienen Räumkommandos der Marine und jagten die Beweisstücke in die Luft. Doch inzwischen wurden auch Filmaufnahmen des Fundes veröffentlicht. So blieb der italienischen Staatsanwaltschaft nichts anderes übrig, als zuzugeben, was alle bereits wußten: Die Nato-Flugzeuge benutzen, wie schon einmal den Gardasee, auch die Adria, um ihren Ballast abzuwerfen.