Rechtsschreiber

Der Versuch, die Rechtschreibreform zu stoppen, treibt seltsame Blüten. Seit dem 10. Mai 1999 läuft in der Stadt das Volksbegehren gegen die Umsetzung der Rechtschreibreform, das der Berliner Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege (BVR) organisiert. Der Unterstützung schien sich der Vereinsvorsitzende Ernst Steppan vor allem in rechtsradikalen Kreisen gewiß, wie das antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin recherchiert. So erläuterte Steppan seine Reformkritik ausgerechnet in einem Interview mit der rechtsextremistischen Wochenzeitung Junge Freiheit. Unterschriftenbögen für das Volksbegehren wurden den monatlichen Sendungen der Jungen Nationaldemokraten beigelegt, während der Sprecher des BVR, Gernot Holstein, sich nicht nur als Wahrer der deutschen Sprache engagiert. Er ist darüber hinaus Mitglied in neonazistischen Vereinen, wie z.B. der Artgemeinschaft e.V., deren Mitglieder "eine überwiegend nordische Lebensart" propagieren und sich zum "germanischen Kulturerbe" bekennen. Für Holstein scheint die Wahrung des "Ahnenerbes" auch den Schutz der alten Kommaregelung miteinzuschließen.