Alles vergessen in Japan

Toshimi Mizobuchi, japanischer Kriegsveteran der berüchtigten Einheit 731, hatte am letzten Donnerstag in Tokio vor ausländischen Journalisten seinen großen Auftritt. Der 76jährige organisiert in diesem Jahr das Veteranentreffen der Militäreinheit, der er von 1943 bis 1945 als Soldat und Ausbilder angehörte. Über die Einsätze mit bakteriellen Waffen in China und anderen von Japan besetzten Gebieten, die Mizobuchi vor zwei Monaten einem Reporter der Los Angeles Times gegenüber erwähnt haben soll, will er nun nichts mehr wissen. Die Einheit 731 hatte bei der Entwicklung biologischer Waffen in den dreißiger Jahren in China und der besetzten Mandschurei in Folterkammern die Wirkung von Anthrax, Bakterien, Senfgas, Pest, Hitze, Frost und Druck getestet.

Nach Schätzungen sind diesen Experimenten bis zu 15 000 Menschen, vor allem Chinesen, zum Opfer gefallen. Mit seinem schlechten Gedächtnis steht Mizobuchi in Japan nicht allein. Die japanischen Behörden bestätigten erst 1982, daß es die Militäreinheit 731 überhaupt gegeben hatte. Auch Symbole des japanischen Imperialismus und des Militarismus während des Zweiten Weltkrieges werden rehabilitiert: Am vergangenen Freitag erklärte das japanische Kabinett die Sonnenflagge und die Kaiserhymne zu den offiziellen Staatssymbolen.