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Nehmen Sie Ihren Chef eigentlich noch ernst? Wir nicht. Schließlich sind wir so ein Pseudo-Kollektiv, das für sich beansprucht, Chefs durch Chaos zu ersetzen. Und deswegen werden natürlich jene, die neuerdings "verantwortlich" zeichnen, nicht für voll genommen.

Sie können nichts als schreien und fluchen, einfallsreiche Pseudonyme verbieten, Texte kippen oder gekippte Texte ins Blatt hieven, alle fünf Minuten drängeln, den Anzeigenleiter zum Türken an der Ecke schicken. Na und - man gewöhnt sich daran. Und lernt, es konsequent zu ignorieren. Langes Telefon-Kuscheln mit der Freundin unter neidischen Blicken aus dem Chef-Zimmer, notwendiges Internet-Recherchieren mit dem ungeduldigen Stubenältesten im Genick, kreatives Kalauern mit gequältem Grinsen von der Seite - alles eine Frage der Übung.

Im Redaktionskinderzimmer ist alles wie früher: Fäuste fliegen, Jungens quieken, Kissen schlachten; der Fernseher läuft noch nachts um halb vier. MTV oder NTV, das ist keine Frage: Vota Viva! Seitdem die Infantilen einen eigenen Telefonanschluß nutzen dürfen (Durchwahl -32), wird dort überhaupt nicht mehr konzentriert gearbeitet. Und überhaupt: Aufgeräumt wird überhaupt nicht, denn Ordnung ist überhaupt das ganze Elend.

Tja, die Autoritäten haben es schwer, so sehr sie sich auch um eine eiserne Führungsfaust bemühen: Gegen den Unfug der antiautoritär erzogenen Jahrgänge helfen weder Vernunft noch Befehlston, sondern nur Bestechung: Kinderschokolade, Kinokarte, Kettenkarussell. Zur Not tut's auch ein Katerfrühstück.