Todeskarawane vor Gericht

In Chile hat letzte Woche ein Prozeß gegen fünf hohe Offiziere der Pinochet-Ära begonnen. Ihnen wird vorgeworfen, an der berüchtigten Todeskarawane beteiligt gewesen zu sein, in deren Verlauf 1973 unmittelbar nach dem Putsch von General Augusto Pinochet mindestens 72 Regimegegner ermordet wurden. Diese Mordanklage ist eines von 20 Verfahren, die derzeit von chilenischen Gerichten behandelt werden. In allen Fällen wird Augusto Pinochet Beteiligung oder Verantwortlichkeit an Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Nach Pinochets Rücktritt 1990 hatten die Nachfolge-Regierungen einen allgemeinen Gedächtnisverlust und einen Schlußstrich unter sämtliche Verbrechen der siebziger und achtziger Jahre verordnet. Die in Europa gegen Pinochet laufenden Strafverfahren scheinen das Schweigen allerdings gebrochen zu haben. Der US-Zeitschrift The Nation zufolge sprechen sich inzwischen zwei von drei Chilenen für eine Bestrafung Pinochets aus - trotz der Staffreiheit, die der General sich und seiner Gefolgschaft bei seinem Abgang zusichern ließ.