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Wir sind ja nun neuerdings die Wochenzeitung aus der Haupt- und Regierungsstadt. der Haupt-und Regierungsstadt. Nicht die einzige zwar, aber die einzige, die im West- und damit im tonangebenden Teil Berlins erscheint. Ab sofort sind wir dafür zuständig, der Regierung den Puls zu fühlen, der Nation die Schandtaten ihrer Verwalter noch euterwarm ans Bett zu liefern, den Deutschen das Knistern der Macht zu vermitteln, als deren vierte im Staate wir nun in vorderster Front stehen.

Denn irgendwo, wenige Kilometer von hier entfernt, rollt in diesen Tagen eine nicht endenwollende Kolonne von Lastkraftwagen an, die transportiert: Aktenvernichter, Beamtenfrühstückstassen, Couchgarnituren, Doppelkorn, echtlederne Schreibtischunterlagen, Fotos von Hund, Frau, Kind, Gewässergutachten, Hausschuhe von Romika, Immissionsschutzverordnungen, Joggingschuhe, Karnevalsmützchen, Ludwig-Erhard-Porträts, Möbelpolitur, Nagellackentferner, Orden, Pralinendöschen, Quotenregelungen, Reiseführer ("Berlin für Männer"), Spitzendeckchen, Tipp-Ex, Umfrageergebnisse, Verwaltungsvorschriften, Walser-Romane, Xerokopiergeräte, Yucca-Palmen und Zigarrenkisten.

In ein paar Wochen kann man die Bonner dann in kleinen Grüppchen Unter den Linden beobachten. Man wird sie an der frischen Seychellen-Bräune und ihren Regenschirmen erkennen ("Tschüß, Bonn" und "Sauwetter, greißlig's"). Atemlos werden sie jedem erzählen, daß sie heute morgen eine geschlagene Dreiviertelstunde von äh ... zu Hause bis zum Reichstag gebraucht haben.

Dann werden sie sich irgendwie in ihren winzigen Büros einrichten und anfangen weiterzumachen. Abends werden sie in ihren Bonner-Kneipen verschwinden, ihre Frauen werden spezielle Bonnerinnen-Einkaufspassagen aufsuchen und ihre Kinder auf spezielle Bonner-Schulen gehen.

Und wir werden uns mit Ihrer freundlichen Erlaubnis auch weiterhin der Verpflichtung entziehen, über diese Welt zu berichten.

P.S.: Und weil das so ist, grüßen wir Torsten aus Münster von A. aus Jasper in Kanada.