Die Ukraine will das, in der vergangenen Woche wiederentdeckte Archiv der Berliner Singakademie behalten. Die rund 5 000 Musik-Manuskripte und Briefe sowie der musikalische Nachlaß des Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel seien ein "Teil des nationalen Archivbestandes und damit Eigentum der Ukraine", sagte am Dienstag Ruslan Pyrih, Direktor der dortigen obersten Archivbehörde. Das freut in Berlin zwar niemanden so richtig, doch Michael Rautenberg, jetziger Vorstand der 1791 gegründeten Sing-Akademie, sagte, er sei "in erster Linie glücklich", daß das nach dem Zweiten Weltkrieg verschollene Archiv überhaupt wiedergefunden worden sei. Um sie vor Bombenangriffen zu retten, waren die Dokumente 1943 von Berlin ins damalige Schlesien evakuiert worden, von wo aus sie von Soldaten der Roten Armee als "Beutegut" in die Sowjetunion abtransportiert wurden. Die ukrainische Archivbehörde schloß jedoch nicht aus, daß das Problem irgendwann in "zivilisierter Weise" gelöst werden könne. Pyrih stellte in Aussicht, die Sammlung als "Geste des guten Willens" an Deutschland zurückzugeben. Erstmal bleibt sie aber in Kiew.
