Prinzip Einzeltäter

In Deutschland ist er eine populäre Figur der politischen Entschuldigungsrhetorik, in den USA hat er seinen Weg in die Realität längst gefunden: der rassistische Einzeltäter. Jüngstes Beispiel: Am vergangenen Dienstag drang Buford O. Furrow, ehemaliges Mitglied der militant rassistischen Aryan Nations in ein jüdisches Gemeinschaftszentrum in Los Angeles ein und feuerte mit einer halbautomatischen Pistole auf die Anwesenden. Fünf Kinder wurden verletzt. Eine Stunde nach der Tat hatte ein von den Philippinen stammender Briefträger das Pech, Furrow über den Weg zu laufen. Furrow fragte ihn, ob er ihm einen Brief aushändigen könne. Als der Briefträger einwilligte, zog Furrow eine Waffe und erschoß ihn. Anschließend fuhr Furrow mit dem Taxi nach Las Vegas und stellte sich dort dem FBI.

Nun warnt US-Präsident William Clinton vor einem Erstarken rassistischer Milizen - und hinkt mit seiner Weisheit der Realität um Jahre hinterher. Die in jüngster Zeit verstärkt aktiven rassistischen Gewalttäter handeln tatsächlich kaum noch in Gruppen, sondern meist auf eigene Faust. Furrow hatte sich in den vergangenen Jahren mehrmals von der "schwerfälligen Bürokratie" der Aryan Nations distanziert.