Deutsches Bier für deutsche Gäste

Das "Café Germania" in Dresden, Treffpunkt der rechtsextremen Szene, wirbt mit zwei bekannten Biermarken: Erdinger und Diebels

Daß im bekanntesten Dresdener Nazi-Treff, dem "Café Germania" in der Waldschlößchenstraße 16, donnerstags "jedes Mädel" ein Diebels umsonst bekommt, wird sicherlich nicht für den Ruin des Betreibers sorgen: Schließlich ist die Anhängerschaft der rechtsextremen NPD und der sogenannten Freien Kameradschaften meist männlich. Aber vielleicht geht es dem Café ja gar nicht um ein kleines Freigetränk für Reenies und andere deutsche Mädels, sondern um Werbung mit bekannten Biermarken.

Auf einem Flyer präsentiert sich das im Februar eröffnete "Café Germania" Dresden in Fraktur, eingerahmt von einer schwarz-rot-goldenen Zierleiste. Dort finden sich neben den Emblemen einiger kleinerer Brauereien - Margon, Lausitzer und, passend zur Gaststätte, BrauStolz - auch die offiziellen Logos der Großbrauereien Diebels und Erdinger.

Insbesondere die Marke Diebels wird hervorgehoben: "Donnerstag ist Diebels-Tag, jedes Mädel 1 x 0,2 l Diebels gratis!!!" Das Logo der Brauerei in Issum bei Duisburg ist gleich vierfach abgebildet - freiwillige Promotion oder Sponsoring?

Bei Diebels gibt man sich in einer ersten Reaktion auf eine Anfrage von Jungle World zunächst überrascht: "Von dieser Werbung haben wir nichts gewußt", erklärt Marion Holbeck, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens. Diese Allianz sei nicht im Sinne der Brauerei - "die werden da jetzt zurückgepfiffen", legt Frau Holbeck später nach.

Welche konkreten Schritte unternommen würden, um weitere "Diebels-Donnerstage" zu unterbinden, gibt die Unternehmenssprecherin jedoch nicht an. Klar sei nur, daß die Brauerei Kneipen-Betreiber "nicht nach ihrer parteipolitischen Gesinnung selektieren" wolle. Diebels lasse sich nicht "in eine Sprecherrolle" hineindrängen, die ihr "gar nicht gut zu Gesicht" stehe. Zudem sei die NPD "keine verbotene Partei". Fazit nach einem Tag Bedenkzeit: "Wir halten uns aus allem raus."

Vielleicht findet sich im "Café Germania" ja genau die gewünschte Klientel der Brauerei? Das Unternehmen gibt sich in Werbespots stets jugendlich und trendy, regelmäßig gesponsert werden zahlreiche Musik-Festivals, darunter auch das alljährliche Bizarre-Open-Air.

"Ziel ist es, verstärkt die erlebnisorientierten jungen Erwachsenen anzusprechen", läßt sich von der Diebels-Internet-Webpage erfahren. Die Brauerei möchte "das Miteinander vergleichbarer Interessen verknüpfen". Ungewollt paßt sich das Werbekonzept der Brauerei in die rechte Subkultur ein. Ein großes Dunkles wird von den "erlebnisorientierten" Dresdener Nazi-Skins ebenso gern getrunken wie ein bayerisches Kristall- oder Hefe-Weizen.

"Wir tun da nichts, das ist ja klar", wiegelt denn auch Werner Brombach, Inhaber der Erdinger-Brauerei in Erding bei München, ab. Das Unternehmen habe nichts von dem Flyer gewußt und von einem "Café Germania" noch nie gehört. Zwar würde die Kneipe nicht die Unterstützung der bayerischen Brauerei finden, doch gelte dies "für alle extremen Gruppierungen". So wäre es vielleicht doch wichtiger, sich zuerst einmal um die "PDS-Zentralen" in Dresden zu kümmern.

Das Dresdener Café besteht seit Anfang des Jahres. Der Betreiber Helmar Braun wollte einen Treffpunkt "national denkender Menschen" schaffen. "Deutsche Musik in deutscher Atmosphäre bei deutschen Produkten" - der 28jährige Braun preist mit seiner Gaststätte die gesamte Bandbreite organisierter deutscher Langeweile an.

Dabei ist Braun kein Unbekannter in der sächsischen Nazi-Szene: Bis zu ihrem Verbot 1995 war er Landesvorsitzender der sächsischen Nationalen Liste. Heute kann er dem NPD-Umfeld zugeordnet werden. So wirbt er für das "Café Germania" in der NPD-Zeitung Sachsenstimme - und die NPD Dresden versammelt sich regelmäßig jede Woche zu "Information, Diskussion und Schulung" in seinem Lokal. Aber auch unorganisierte Rechte und Teile der Freien Kameradschaften der Region finden sich immer wieder zum gemütlichen Beisammensein in der Waldschlößchenstraße ein.

Diese Aktivitäten sind auch dem sächsischen Landesamt für Verfassungsschutz nicht entgangen: Dessen Präsident, Reinhard Boos, erklärt gegenüber Jungle World, die Kneipe sei ihm bekannt als ein Ort, an dem sich "rechtsextreme Personen treffen".

Als Vorbild für das Dresdener "Café Germania" diente ein gleichnamiges Café in Berlin-Lichtenberg. Gegen Ende des Jahres 1997 eröffnet, mußte die Kneipe - nicht zuletzt wegen antifaschistischer Proteste - im Dezember des vergangenen Jahres schließen. Auch dieses "Café Germania" war ein Treffpunkt für die rechte Szene, von hier aus wurden zahlreiche Überfälle gegen MigrantInnen und Linke gestartet.

Kurz vor der Schließung des Cafés riefen die Betreiber ein "Projekt Café Germania" ins Leben und bekundeten großspurig, eine bundesweite Infrastruktur "nationaler Gastronomie- und Freizeitobjekte" aufbauen zu wollen. Dieses Konzept, das 1998 in der Nazi-Zeitung Volkstreue Zeiten publiziert wurde, konnte bis heute aber nicht umgesetzt werden. So bleibt das Dresdener "Café Germania" bislang das einzige seiner Art.