Antifa heißt Ytong

Schrauben statt Steine

Unzuverlässig sind sie, die Volksmassen. Zur neuen Wache gekommen sind sie nicht, obwohl der Anlass der Kundgebung ein genuin deutscher war: dem Juden nicht zu verzeihen, dass er sich hat ermorden lassen und nun dafür auch noch ein Mahnmal in der deutschen Hauptstadt beansprucht.

Die Botschaft der Rechten bleibt stets dieselbe: Stolz, Vaterland, Rummsdibumms. Man kennt das. Neu ist, dass der BFB-Redner eingesteht, es hätten außer den Deutschen in der Vergangenheit auch andere gelitten.

Mit dieser kraftlos geratenen Revisionismus-Variante verschreckt er beinahe das etwas abseits stehende Häuflein der Heimatjugend, die heute in Zehnerstärke erschienen ist und ihren schwarzweißroten Lappen mitgebracht hat. Sie hört dem Redner, Heiner Kappel, gelangweilt zu und wird erst wach, als der aus der Bibel zitiert: "Wenn denn keiner das Wort erhebt, dann müssen die Steine anfangen zu schreien."

Mit der kompletten Veranstaltung sind die Stiefelnazis unglücklich, denn das Großdeutsche Reich muss es schon sein. Mindestens. Und zwar am besten jetzt und sofort. Sie haben nur "Steine" gehört und freuen sich jetzt auf ihren Einsatz. Ein Missverständnis. Weder schreien noch fliegen sie, die Steine. Nur Schrauben fallen vom Himmel.

Deswegen legt Thorsten Witt vom BFB noch einmal nach: "Nur wenn wir tagtäglich in unserem unmittelbaren Umfeld kleine Steine wegtragen, werden wir irgendwann das große Ziel erreichen." Jetzt hat es auch der Stiernackenblock verstanden, die Polizei aber immer noch nicht: Sie trägt die Schrauben weg.

Um die kleine Gemeinde nicht ganz traurig zurückzulassen, gibt ihr der BFB-Sprecher ein Wohlfühlhäppchen. Come on, DJ Fichte is in the house: "Du sollst an Deutschlands Zukunft glauben, an Deines Volkes Auferstehung. Lass diesen Glauben Dir nicht rauben, trotz allem, was geschehen." Yeah, sauber gereimt, brother. Ab dafür. Und den Verstand schön ausgeknipst lassen.

Zum Abschluss wird es standesgemäß: Das Lied der Deutschen. Heino aus der Dose. Einer, dessen Lieder stets dort erklingen, wo der Deutsche tief in sich zu sich selbst findet. Und sonst nichts mehr. Der Redner vom BFB schiebt die rechte Hand in Brusthöhe, die linke an die Hosennaht. Jetzt nicht mehr denken. Nur noch fühlen. Eins sein mit Deutschland. Ergriffenheit mimen. Würdevoll schauen. Trotz der schmalen Anhängerschar, die erschienen ist.

Sicherlich hätte das Häuflein gerne die erste Strophe mitgeplärrt, doch nur die dritte erklingt. Ein Blick nach oben: Sind noch Schrauben übrig? Leider nicht.