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In Frankfurt fühlen wir uns eigentlich ganz wohl, trotzdem singen wir: Heidi, deine Welt ..." und dann weiter: "... ist die Bergmannstraße" oder "der Kreuzberg". Zwischen neun und 18 Uhr wird es dann aber wirklich eng. Der Stand ist eine Art Klo, dem vorn die Tür fehlt. Drinnen wir, draußen Stimmen, manchmal sind sie ganz nah, und wir verstehen etwas, z. B.: "Die Ecke können wir uns sparen." Manchmal, aber eher selten, kommen auch Leute direkt auf uns zu, sie suchen den Ausgang. Unsere Box ist unbeleuchtet. Das gibt es auf dem gesamten Gelände der Buchmesse kein zweites Mal. Immer wieder werden wir mit dem Notausgang verwechselt, bis der Geschäftsführer ein Einsehen hat und schon am nächsten Tag zwei Strahler spendiert, die einen matten Abglanz auf unseren Eierkarton werfen. Gegen Mittag haben wir dann den Hallenmeister rumgekriegt und können umziehen, raus aus dem toten Winkel hinter der Brockhaus-Auslieferung, einen Stock höher, mitten ins Getümmel, gegenüber dem Querverlag.

Unsere bereits vom Transport von Berlin nach Frankfurt leicht lädierte "Deko" stecken wir nach kurzer Beratung in den Müll. Wenig stressresistent sind auch die im Eigendruck hergestellten Visitenkarten, zwar sieht der graue Karton ganz gut aus, aber die Schrift bröselt ab, sobald man die Dinger anfasst. Achtung, prägen Sie sich alles gut ein, denn diese Visitenkarte vernichtet sich nach der Übergabe selbst! Soll man solche Billetts etwa zum Suhrkamp-Stand tragen? Na klar. Ihre Karte, bitte! Auf der "Das Herz schlägt links"-Vorstellung akzeptiert man sogar ein Abziehbild von Tankgirl! Improvisation, Baby!

Damit die Sache nicht wirklich langweilig wird und weil flexible Unternehmen immer schnell reagieren, geht's zwischendurch noch nach Bochum. Propagandaveranstaltung: Ein Herz für Jungle World. Schnell reagieren? Eigentlich war alles von langer Hand vorbereitet. Doch dann entschied man sich doch fürs Spontane. Und für die Improvisation. Wir schickten unseren Ankündigungstext nicht, dafür wollte uns niemand verraten, wo die Party eigentlich steigen sollte. Und dann Bochum. Bochum liegt zwar am Rand der Welt, dafür ist es wiederum ziemlich groß. Haufenweise Häuser links und rechts der Dorstener Straße. Aber am Schluss ging dann doch alles gut: Der Geschäftsführer wurde vom Eierkarton erlöst, selbst die Plakate wurden nicht umsonst geklebt. Und in Bochum erkennt man auch ohne Visitenkarten, wer was zu sagen hat.