Schiller, Genet

Im Spiegel der letzten Woche unterhält sich Klaus Umbach mit dem Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez über die Frage, wie dumm das Publikum wirklich sei. Der Journalist beharrt darauf, die Konzertbesucher könnten und wollten die Neue Musik einfach nicht verstehen, während Boulez zurückgibt, non, non, nicht das Publikum, die feigen Interpreten seien schuld, die lieber zum hundertsten Mal Chopin spielten als sich einmal um Schönberg zu bemühen. Weshalb Umbach so unbelehrbar ist, wird an einer Stelle des Spiegel-Gesprächs klar. Da will Boulez von einer Zusammenarbeit erzählen und holt aus: "Erst war ich mit Jean Genet ...", und Umbach fällt ihm ins Wort: "... dem schillernden französischen Poeten ..."

Natürlich ist Umbach Boulez gar nicht ins Wort gefallen, sondern hat seine Erläuterung eigens für das Spiegel-Publikum eingefügt. Aber es wäre lustig, sich vorzustellen, wie das Gespräch verlaufen wäre, hätte Umbach diesen Einwurf wirklich in Gegenwart Boulez' getan:

Boulez: Erst war ich mit Jean Genet ...

Spiegel: Genet? Der schillernde französische Poet?

Boulez: Ja, ja, Genet, der französische Poet.

Spiegel: Sie meinen also Jean Genet, den schillernden Poeten, stimmt's?

Boulez: Aber gewiss, mon cher Ümback, den sch ... , den, wie sagten Sie?

Spiegel: Den schillernden ...

Boulez: Frédéric Schiller?

Spiegel: Nein, schillernd, Sie verstehen schon, ein wenig oh, là, là ... (Und so weiter, da capo al fine.)