Widerstand zwecklos

Weil der Chemnitzer Privatdozent Lothar Fritze mit seinem Beitrag über die Amoralität des Hitler-Attentäters Georg Elser "eine heftige Kontroverse" ausgelöst hat, druckte die Frankfurter Rundschau in der vergangenen Woche einen Gegenbeitrag. Darin widersprechen Peter Steinbach und Johannes Tuchel von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand den Einlassungen Fritzes, der ein paar Richtlinien für den deutschen Widerstand aufgestellt hatte (Jungle World, 47/99). Diesen hatte der "Durchschnittsbürger" Elser nicht genügen können, schließlich habe dieser, als er das Attentat 1938 plante, noch gar nicht wissen können, was die Nationalsozialisten planten, und ob sie, was sie planten, auch durchsetzen können. "Ein Konstruktion, die der 'Mitläuferdebatte' der unmittelbaren Nachkriegszeit würdig wäre", schreiben Steinhäuser und Tuchel.

Der am 8. November in der FR dokumentierte Artikel des Dozenten basiert auf seiner im vergangenen Jahren gehaltenen Antrittsvorlesung bei der TU Chemnitz, wo man Fritzes Sicht der Dinge aufgeschlossen gegenübersteht. In einer Presseerklärung nimmt die TU ihren Dozenten gegenüber der Replik von Steinbach und Tuchel in Schutz, tadelt allerdings, dass Fritzes "reichlich unpolitische und auch psychologiefreie Argumentation" zu einem "unbefriedigenden Ergebnis" führe. Aufgeschlossen ist man gegenüber dem Geschichtsrevisionismus auch bei der vom Bundesinnenministerium herausgegebenen Zeitschrift Extremismus und Demokratie. Deren Herausgeber Eckhard Jesse will den Aufsatz Fritzes nachdrucken, da er - zitieren Steinbach und Tuchel - "wissenschaftlich vertretbare Positionen verficht". Womit Lothar Fritze von der TU Chemnitz aus Sicht von Jesse schon mal was gemein hat mit Bernd Rabehl von der FU Berlin. Der Ex-Linke, der heute den "Schuldpranger der deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg" beklagt, sprach vor dem Veldensteiner Kreis zur Geschichte und Gegenwart von Extremismus und Demokratie zum Thema: "Waren Teile der Studentenbewegung nationalrevolutionär?" Eingeladen hatte Jesse.