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Vor nicht allzu langer Zeit war die halbe Redaktion damit beschäftigt, die zu renovieren. An unbedingt notwendigem Inventar für die heiligen Hallen stand auf der Liste ganz oben: eine Küche. Damit die Küche weiß, wo sie zu stehen hat, wurde in liebevollster Kleinarbeit eine Wand auf einer Fläche von einem mal drei Meter gefliest, hübsch weiß. Rote Bordüre obendrüber nicht zu vergessen. Der mit diesem Job Beauftragte verwandte geschlagene drei Tage dafür, 65 Fliesen mit größter Akribie an die Wand zu kleben: Da hängen sie nun.

Die Küche zu den Fliesen wurde allerdings bisher nicht geliefert. Allein ein nicht schließender Kühlschrank wurde dem Sperrmüll entrissen.

Der versiffte Deckel des Kühlschrankes ward flugs zur Arbeitsplatte erklärt - wieder 20 Mark für eine Spanplatte gespart. Ein gnädiger Geist legte irgendwann einen Lappen darauf, um hygienische Verhältnisse vorzutäuschen. Leider ward der Lappen bisher nicht gewechselt.

Das Kapitel Küche schien ad acta gelegt. Bis eines Tages der Geschäftsführer stolz einen nagelneuen Wasserkocher mitbrachte. Im Kaufhaus griff er zielsicher in das unterste Regal und erstand das allerbilligste Modell. Eines ohne Bedienungsanleitung.

Seitdem häufen sich die Verbrennungen. Der Wasserkocher kocht, ob mit, ob ohne Wasser: Er kocht ohne Unterlass. Kann einfach nicht aufhören. Teekochen als Survival-Training.

Parallel dazu entwickelt der Frigo ungeahnte Aktivitäten. Das Ein-Stern-Kühlfach dankt dem obenauf stehenden Wasserkocher mit ekligem Schmelz, die Untermieter fragen höflich, ob es durchregnet.

Nein, das Dach ist gedeckt.

Auf den Tisch warten wir noch.