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Der von vielen Redaktionsmitgliedern wegen seiner deutlichen Kritik am deutschen deutschen Antisemitismus geschätzte Publizist Henryk M. Broder verweigerte uns letzte Woche ein bereits zugesagtes Interview zum Thema Antisemitismus. Als Grund der Absage nannte er Antisemitismus in der Jungle World.

Genauer: Es geht um linken Antisemitismus in dem Disko-Beitrag »Moralisch exterritoriales Gebiet« auf Seite 5 der Ausgabe 50/99. Die »Internationalistische Gruppe Berlin« hatte den Versuch von kurdischen Demonstranten, das israelische Generalkonsulat zu besetzen, ohne Einschränkung als berechtigt bezeichnet, da Israel im Kampf gegen die Kurden eng mit der Türkei zusammenarbeite.

Der Gegenbeitrag, »Territorium der Antisemiten«, benannte diese Position als eindeutig antisemitisch, da allein antizionistische Verschwörungstheorien von der Allmacht des Judentums zu der Aktion geführt hätten. Zuvor war in der Redaktion kontrovers diskutiert worden, ob und in welcher Form der Beitrag der »Internationalistischen Gruppe« erscheinen könne.

Die Redaktion entschied sich trotz großer Bedenken für den Abdruck. Konsens war dabei, dass es um eine Position gehe, mit der man sich auseinandersetzen müsse, da sie trotz aller Diskussionen der letzten Jahre immer noch die Meinung eines nicht gerade kleinen Teils der deutschen Linken repräsentiere.

Henryk M. Broder war der Gegenbeitrag zu wenig. Einer Zeitung, die solche Texte wie den der »Internationalistischen Gruppe« abdrucke, stehe er nicht zur Verfügung. Jungle World würde eine Diskussion führen wollen, wo keine mehr möglich sei.