Zwergensender TV-Berlin

Herr Peter und Herr Lummer

Neulich war Herr Peter im Fernsehen. Herr Peter ist der Mann, mit dem mir, als ich noch im Taxigewerbe tätig war, die Kundschaft drohte. Alle kannten ihn persönlich, und sie würden ihm Bescheid sagen, und dann hätte ich aber die längste Zeit ... Ich zählte nämlich zu denjenigen, die Herr Peter meint, wenn er sagt, ein paar schwarze Schafe brächten die ganze Innung in Verruf.

Neulich also stand Herr Peter in einem Studio des privaten Zwergsenders TV-Berlin und sagte: Es sind nur wenige schwarze Schafe, die unsere ganze Innung in Verruf bringen. Er ist noch immer der Vorsitzende dieser Innung und will nun am Pariser Platz ein Denkmal für den Eisernen Gustav aufstellen. Zwei Journalisten befragten ihn. Aha, mochte man denken, ein Remake der ZDF-Sendereihe »Was nun?« Zwei Journalisten fragen einen Politiker, alles klar, und weil TV-Berlin sich keinen Minister leisten kann, muss halt Herr Peter genügen. Doch plötzlich sagte Herr Peter: »Darüber werden wir nach der Werbung weiterreden. Bleiben Sie dran!«

Was war das jetzt? Dilettantismus oder ein innovatives Format? Oder gibt es da keinen Unterschied mehr? Die Sendung jedenfalls heißt »Auf den Punkt Berlin«. Es handelt sich dabei um ein halbstündiges »Polit-Streitgespräch« mit prominenten Gastmoderatoren. Montags ist Heinrich Lummer dran. Bei seinem ersten Auftritt übernahm er gleich mal die Verantwortung für den Nationalsozialismus: »Der Stolz auf positive Vergangenheit bedeutet auch die Bereitschaft, Schicksalsgemeinschaft zu sein und das Negative mitzutragen als Verantwortlicher, nicht als Schuldiger.« Hatte er da nicht irgend etwas missverstanden? Heißt Verantwortung in diesem Zusammenhang nicht vielmehr, dafür zu sorgen, dass »das Negative« sich nicht wiederholt? Oder meinte Lummer, er habe als Senator schon für so vieles die Verantwortung übernommen, ohne dass es ihm geschadet hätte, da dürfe er sich auch beim Zweiten Weltkrieg nicht lumpen lassen?

Verhandelt wurde sein Lieblingsthema: »Stolz aufs Vaterland?« Den jüngsten CDU-Abgeordneten hatte er eingeladen und einen skeptischen, aber nicht zu skeptischen Gymnasiasten, der starrsinnig nur auf das Gute stolz sein wollte, auf das Schlechte nicht. Der jüngste Abgeordnete hingegen hielt es zwar für angebracht, »ein Stück weit, ich sag' mal, mit gesenktem Kopf zu gehen»; man müsse aber die ganze deutsche Geschichte betrachten, »nicht nur die zwölf Jahre«, und da bleibe »unterm Strich« doch Stolz. Wegen Preußen und 1989.

Ob ein Volk, das zu wenig Stolz empfindet, untergehen müsse, wollte Lummer nun wissen. Ja, das könne wohl passieren, war man sich einig, mit den Deutschen sei es aber noch nicht so weit. Der gemäßigte Skeptiker gab zu bedenken, ein allgemeines Stolzdefizit könne dazu führen, dass eine Minderheit den Stolz übertreibt, wie etwa die Neonazis. Der jüngste Parlamentarier kündigte an, seine Generation werde demnächst ein paar Werte etablieren.

Wer nun hoffte, in der folgenden Woche werde Lummer sich des Problems der Ausländerkriminalität annehmen, wurde enttäuscht. Es ging um sinnvolles Spenden. Walther Leisler Kiep war aber nicht eingeladen.

Heini am Abend läuft montags um 18.30 Uhr auf TV-Berlin. Heinrich Lummer wird ausgestattet von Udo Walz, Zapa, Christian Dior, Pyramid, Clasen und Eisdieler.