Hans Frankenthal ist gestorben

Hans Frankenthal ist am 22. Dezember 1999 im Alter von 73 Jahren in Dortmund gestorben. Als Mitbegründer und zweiter Vorsitzender des Auschwitz-Komitees in der BRD, Mitglied des Direktoriums des Zentralrats der Juden in Deutschland und in zahlreichen anderen Funktionen kämpfte der ehemalige Auschwitz-Häftling und IG Farben-Zwangsarbeiter Frankenthal für die Entschädigung der Überlebenden der Nazizwangsarbeit. Frankenthal kam aus einer jüdischen Viehhändlerfamilie im sauerländischen Schmallenberg. 1943, nach Jahren der Ausgrenzung, Enteignung und Zwangsarbeit im Sauerland, wurde die Familie von Dortmund nach Auschwitz deportiert, die Eltern wurden sofort vergast. Hans Frankenthal, damals 16, und sein Bruder Ernst, damals 18, kamen als Zwangsarbeiter zur IG Farben. Beide überlebten die »Endstation Auschwitz« (Frankenthal) und kehrten nach dem Krieg nach Schmallenberg zurück.
Erst Anfang der achtziger Jahre begann Frankenthal, über seine Erfahrungen zu sprechen. In seinem letzten Lebensjahrzehnt war er als Redner und Störer bei zahlreichen Aktionärsversammlungen der IG Farben in Abwicklung ein ungeliebter Gast. Zugleich erreichte er mit seiner anschaulichen Redeweise viele junge Leute, von denen er sich einen anderen Umgang mit den Nazi-Verbrechen erhoffte. Im Sommer 1999 ist sein Lebensbericht »Verweigerte Rückkehr« bei Fischer erschienen.