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Darin waren wir uns doch einig, die Anwendung von Gewalt ist manchmal unvermeidlich und erlaubt, z.B. darf bei revolutionären Befreiungsbewegungen in Südamerika, beim Fussball und der RAF geballert werden. Nicht okay ist allerdings, wenn es in historisch völlig marginalen Momenten wie der Silvesternacht 1999 zu Eruptionen der Gewalt und Akten der Barbarei kommt . Beispiel: 11 Uhr 46, Weserstraße/Reuterstraße: Eine vom Millenniums-Geschehen völlig unbeeindruckte Radfahrerin wird auf dem Weg zum Fox-Markt (Kotti) gezielt vom Sattel geschossen. 17 Uhr 12, Arminplatz (Prenzlauer Berg): Beim Öffnen seines Briefkastens erleidet ein Anwohner hässliche Verätzungen am Ohr, als ein Neujahrspäckchen aus Süddeutschland explodiert. 21 Uhr 39, Jägerstraße (Mitte): Party-Veranstalterin W. kommt mit dem Schrecken und einer Schürfwunde am rechten Bein davon, nachdem sie ins Fadenkreuz eines Pfennigschwärmers geriet. 23 Uhr 30, Invalidenstraße (Moabit): Eine Silvesterrakete schlägt im Kühler des WG-Autos vom Genossen B. ein, der sich daraufhin die Knast-Demo im Fernsehen angucken muss. 24 Uhr, Friedrichstraße/Unter den Linden: Ein Haufen Passanten bewirft sich gegenseitig mit Feuerwerkskörpern und Leuchtraketen, um schon mal für die kommenden Millenniums-Kämpfe zu proben. Nur die in revolutionärer Gewalt erfahrene A. aus Buenos Aires ist entsetzt: »So wird das nie was mit euch!«