Deutschland AG ruiniert

Jubel bei Bankern, Unternehmern und Aktionären: Nach der vergangene Woche vom Bundeskabinett verabschiedeten Steuerreform könnte es bald losgehen mit dem großen Handeln. Vor allem der Beschluss, nach dem Gewinne aus dem Verkauf von Unternehmensbeteiligungen künftig steuerfrei sein sollen, dürfte für regelrechten Aufschwung auf dem Kapitalmarkt sorgen. Finanzprofis sprechen schon von einer »wirtschaftspolitischen Revolution«.

Nationalisten dürften dagegen sauer sein. Denn eines ist klar: Die »Deutschland AG«, jenes von Großindustrie, Banken und Versicherungen getragene korporatistische Modell der Bundesrepublik, wird bald das Zeitliche segnen. War es bisher angesichts 50prozentiger Besteuerung wenig lukrativ, die gegenseitigen Verflechtungen deutscher Aktiengesellschaften aufzulösen, soll künftig ge- und verkauft werden können, was das Zeug hält. Auch für ausländische Investoren werden die deutschen Traditionsunternehmen also interessanter, ebenso können sich deutsche Banken dank größerem finanziellen Spielraum besser im internationalen Geschäft einbringen.

Günstiger wird's freilich insgesamt für Großverdiener: Bis zum Jahr 2005 soll der Spitzensteuersatz von 53 auf 45 Prozent, die Körperschaftssteuer von 30 für einbehaltenen und 40 für ausgeschütteten Gewinn auf einheitliche 25 Prozent gesenkt werden. Ob die Sache durch den Bundesrat geht, steht allerdings noch in den Sternen. Schließlich lehnt die Union - im Einklang mit den Gewerkschaften und der PDS - die geplante Steuerfreiheit für Konzerne als »zu weitgehend« ab.