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Wo zum Teufel liegt eigentlich Minneapolis? Irgendwo in den USA, gut, aber eher gut, aber eher links, rechts oder in der Mitte? Und was kostet da ein Flugticket? Fragen, für die sich unsere Gestaltungs-Abteilung bisher eher weniger interessierte, werden jetzt munter diskutiert. Die Gestalter, die sonst immer seelenruhig ihre Mäuse putzten, wenn man Dringendes von ihnen wollte, laufen aufgeschreckt in der Gegend herum. Die sind es eben nicht gewohnt, Preise zu gewinnen.

Überhaupt: Wie konnte es eigentlich passieren, dass die kleine Jungle World neben ungleich größeren Publikationen wie Woche, Zeit, Berliner Zeitung und der Welt von der US-amerikanischen Society for Newspaper Design zum Finalisten um den begehrten Preis »World's Best-Designed Newspaper« gekürt wurde? Das fragen nicht nur Sie sich nach dem verunglückten Titelfoto der letzten Woche. Das fragten sich auch die anderen nominierten deutschen Blätter, wiesen ihre Leser stolz auf ihre Erfolge hin und ließen die Jungle World dabei kurzerhand weg. Und zwar alle.

Da stimmt doch was nicht, murmelten die Gestalter vor sich hin und besorgten sich in einem angesehenen Antiquariat den Sammelband »Verschwörungstheorien für jedermann« (5., durchgesehene Auflage, Goldmeyer Verlag, Villingen 1997). Der tut seitdem gute Dienste als Beschwerer für den viel zu schlabberigen Scanner-Deckel, konnte zur Lösung des Rätsels jedoch wenig beitragen.

Eigentlich gibt es für das große Schweigen nur einen vernünftigen Grund: Angst. Die Angst vor einer feindlichen Übernahme. Hat nicht Gruner+Jahr schon vor Wochen erwogen, Klaus Esser in den Aufsichtsrat zu holen? Hat nicht die Zeitverlag GmbH aus Angst vor der gestalterischen Konkurrenz aus Berlin im letzten Jahr das Leben ins selbe gerufen? Und herrscht nicht bei Springers in der Kochstraße jeden Mittwoch die nackte Panik?

Dabei gingen die Hauptpreise doch an Zeit, Woche und die mexikanische Zeitung Mural. Jungle World schaffte es nur mit der New York Times, The Guardian, der Taipei Times und anderen in die Finalistenrunde.

Die anderen sollten sich lieber vor unserem nächsten Relaunch fürchten.