Ballspiel für Nationalisten

Überleben in Farbe

Wenn die Volksgenossen vom Hamburger Sturm gerade mal nicht in Hamburg-Bergedorf marschieren oder bei NPD-Veranstaltungen in Berlin auftauchen, vertreiben sie sich ihre Zeit mit Saufen oder Pogotanzen bis zum Umfallen. Das glaubt man zumindest.

Aber, weit gefehlt, »Wehrertüchtigung« ist angesagt: Paintball statt Jägermeister, Kämpfen statt Freizeit. Denn die Kameraden wollen sich auf den »Tag X« vorbereiten, heißt es im Hamburger Sturm. Für den Kampf gegen den »deutschen brd-Staat« will man gut gerüstet sein.

Da ist der »Farbballsport« genau das Richtige. Für eine »paramilitärische Ausbildung« ziehen die nationalen Wehrsportler fast jedes Wochende in den Wald oder tummeln sich auf speziellen Spielfeldern, um sich dort mit Farbkugeln zu beschießen. Doch bloßes Ballern ist verpönt, es geht um Taktik: Das Ziel des »Spieles« ist es, die »gegnerische Flagge« zu »reißen« und sogleich in die eigene »Basis« zu »hängen«. Wer getroffen wird, scheidet aus. Wie im wahren Leben.

Deshalb legen auch die Kameraden vom Thule-Netz besonderen Wert auf eine »realitätsnahe Ausbildung: Natürliche Umgebung und Häuserkampf sind besonders wichtig.« Sich-Verstecken will gelernt sein. Das ist allemal angenehmer als beim Bummel durch Kreuzberg oder das Hamburger Schanzenviertel einen auf die Mütze zu bekommen.

Die »Verhaltensregeln für deutsch-nationale Farbball-Spieler« bieten noch mehr Tipps: »Denkt an die Albaner im Kosovo - lieber Täter als Opfer«. Auch von »Ausländern in Farbball-Vereinen« solle sich der impulsive Kamerad nicht irritieren lassen. Hier biete sich die Gelegenheit, »den Feind im Auge zu behalten und 'am lebenden Objekt' zu trainieren«.

Eigene Nazi-Farbball-Vereine zu gründen, sei jedoch keine gute Idee, denn »diese werden sofort von der brd unterwandert und zerschlagen«. Man solle doch besser in bestehende Clubs eintreten, so der Ratschlag im Thule-Netz, sich aber die »politische Einstellung nicht anmerken« lassen.

Denn viele Vereine wollen mit Rechtsextremisten nichts zu tun haben. Da Paintball ein Verbot in Deutschland blühen könnte - in Bayern läuft derzeit ein Verfahren gegen einen der Paintball-Spielplätze - will man raus aus der »Wehrsportecke«, wie Dennis König, Vorsitzender des Deutschen Paintball-Verbandes, betont. Sogar eine Anzeige wegen der Thule-Seiten habe er gestellt.

Schließlich geht es um die rechtliche Anerkennung von Paintball, dafür grenzt man sich gerne von den rechtsextremen Waffenbrüdern ab. Doch die dürfte das kaum interessieren: »Für euch geht es nur ums Vergnügen. Für uns geht es ums Überleben.«