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Seit es die Linke gibt, glaubt sie an Verschwörungen. War nicht die RAF ein RAF ein Instrument des Verfassungsschutzes? Gorbatschow ein Agent des CIA? Und steckt hinter der 1. Mai-Randale nicht der Werthebach? Jetzt hat es die jour-fixe-initiative in Berlin getroffen.

Der Sachverhalt: Seit geraumer Zeit versucht die Initiative, in der Jungle World Anzeigen für ihre Veranstaltungsreihe »Wie wird man Fremder« zu schalten. Eigentlich kein Problem: Der Anzeigen-Text gelangt per Mail in die Redaktion und wird dort von der Layout-Abteilung ins Blatt gesetzt. Ein Kinderspiel, wie es scheint. Doch weit gefehlt.

Die erste Veranstaltung im Oktober wurde schlicht vergessen, die zweite zu spät angekündigt. Die dritte Anzeige erschien zwar zum richtigen Zeitpunkt, kündigte aber einen bereits gehaltenen Vortrag an. Von wegen »jour fixe»: Kein einziger Hinweis erschien im Laufe der vergangenen Monate mit korrekten Angaben in dieser Zeitung.

So auch in der vergangenen Ausgabe (Jungle World, 19/2000). Angekündigt wurde auf Seite 35 ein Vortrag von Enzo Traverso über die »Kritische Theorie im Exil«. Leider hielt Herr Traverso seinen Vortrag schon vor einem Monat im Kulturhaus Mitte.

Wie geht es nun weiter? Wird die Veranstaltung mit Elfriede Müller über »Nomaden, Fremde und Andere«, die am Montag dieser Woche stattfand, in einer unserer nächsten Ausgaben an-gekündigt?

Bei der jour-fixe-initiative wie in der Redaktion herrscht jetzt großes Rätselraten. Alles nur ein Versehen? Alles nur ein Zufall?

Wir glauben: ja. Denn wahrscheinlicher als alle Verschwörungen ist eine Theorie, die sich hier jedes Wochenende erneut bestätigt: shit happens. Und zwar so oft, dass man es kaum für möglich hält.

Da wir zudem immer noch glauben, dass das beste Mittel gegen Verschwörungen die Aufklärung ist, hier also präventiv die nächsten Veranstaltungen der jour-fixe-initiative berlin: Am 5. Juni 2000 spricht Angelika Magiros über »Dialektik der Aufklärung oder Biomacht«. Am 3. Juli 2000 hält Michael Koltan einen Vortrag über »Fremdenbilder und Popmusik«. Das alles findet immer montags um 19.30 im Kulturhaus Mitte, Auguststr. 21, statt.

Ehrlich.